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Aktueller Deutscher Experimentalfilm
(Recent German Experimental Film)
Randerscheinungen und Nebenwirkungen: Trash
Marginalities and Side-Effects: Trash
(curated by Michael Brynntrup)



Trash-Programm 2 | trash program 2
Die Stadt, die Umwelt und die Second-hand-Bilder
City, Environment And Second-hand Pictures
8 filme/video | ca. 85 min
Dieses Trashfilm-Programm enthält Arbeiten, bei denen die Autoren eine eher beobachtend-zurückhaltende Position einnehmen. Auch wenn auf Foundfootage-Material zurückgegriffen oder sogar für die Kamera insceniert wird, - es überwiegt der dokumentarische Blick in die Welt.
Dabei reicht der Blick oft über die nächste Umgebung hinaus: nicht mehr die Autoren selbst bzw. die Familie/Nachbarschaft (wie im Trashfilm-Programm 1) stehen im Vordergrund, sondern die Stadt (als der eigene Lebensmittelpunkt) oder die 'architektonische' Außenwelt als der beherrschende Einfluß auf das eigene Lebensgefühl werden hier beschrieben. Alle diese Filme besitzen einen distanzierten Blick auf die Umwelt: es ist entweder der Blick von Aussenseitern oder der Blick auf Aussenseiter.
(MB) [english]


Klaus Hammerlindl
Bruni | Bruni
3:00 min | 2000 | video (Umatic) | sound | Berlin+Nürnberg

Bruni ist Supermarktkassiererin und singt Lieder zur Gitarre für alte und junge Menschen. Sie singt, weil sie anderen Freude machen möchte und hat es damit zum Szene-Star in Nürnberg gebracht, z.B. als Vorband der 'Leningrad Cowboys' und bei Liedermacher-Veranstaltungen wie 'Ein Arsch voller Barden' im Nürnberger Kunstverein.

Klaus Hammerlindl: geb. 1965, im Jahr, als Kodak Super8 rausbrachte. Studium Film, Literatur, Philosophie, abgeschlossen. Kurzfilme seit 1986. Seine Super8-Filme und Videos macht er zusammen mit Freunden und zeigt sie gern auf Partys, auf denen er dafür Freigetränke bekommt. Daneben Besuche auf nationalen und internationalen Festivals und Organisator des Kurzfilmabends 'Filmrakete' in Berlin. Klaus lebt als Schmalfilmer, Autor und Geselligkeitstrinker in Berlin.
Jürgen Brüning
West fickt Ost (Ausschnitt)
15:30 min | 2001 | video (miniDV) | col+sw | sound | Berlin

West fickt Ost präsentiert drei schwule Jungs im heutigen Berlin. Ihr Hedonismus wird von gegenseitiger Wärme und Solidarität überstrahlt. Manchmal muß man aber auch Geld verdienen.

Jürgen Brüning: Studium in Berlin, Arbeiten als Kurator für diverse Festivals und Programmgestaltung der Kinos Eiszeit und Arsenal. Produktion aller Bruce LaBruce Filme sowie weiterer junger FilmemacherInnen. Eigene Filmarbeiten werden alle 2 Jahre hergestellt.
Gunter Deller
schattengrenze
9:26 min | 1999 | 16mm | sw | sound (magnet) | Frankfurt

Ein Filmpoem. Zunächst taucht die Kamera ein in die alltäglichen Gesten, Blicke und Bewegungen auf einer städtischen Einkaufsstrasse. Diese Choreographie verdichtet sich zunehmend zu einem Wechselspiel von Licht und Schatten. In einer vielschichtigen Bild-Ton-Montage verschmelzen städtische Elemente (Strassen, Häuser, Schilder, Baustellen...) zu einer Abfolge 'mythischer' Zeichen und 'innerer' Landschaften.

Gunter Deller: wohnhaft in Frankfurt/M., Studium der Visuellen Kommunikation an der Hochschule für Gestaltung, Offenbach/Main (Schwerpunkte Film und Fotografie), Abschluß als Diplom-Designer, Teilnahme an diversen Kurzfilmfestivals, Hessischer Hochschulfilmpreis 2001 für "Schattengrenze", Freier Filmmacher, Fotokünstler und Mitbetreiber des Mal Seh´n Kino in Frankfurt/Main.
Caspar Stracke
No Damage | No Damage
12:20 min | 2002 | video (miniDV) | col | sound | Hamburg+USA/New York

In dieser Videoarbeit wurden ca. 80 verschiedene Einstellungen aus Spiel- und Dokumentarfilmen zusammengesetzt welche New Yorker Stadtarchitktur präsentieren. Nun treten diese Aufnahmen mit sich selbst in einen Dialog und bilden ein hybrides Zerrbild von New York City.

Caspar Stracke: Bildender Künstler. Geboren 1967, studierte an der HBK Braunschweig, lebt seit 1993 in New York City, arbeitet mit Video und Digitalen Bildmedien und verweist in diesen Kurzbiographien gerne auf seine Website: www.videokasbah.net
Thomas Draschan und Ulrich Wiesner (+)
Metropolen des Leichtsinns
12:30 min | 2000 | 16mm | col | sound (opt) | Frankfurt

der film beginnt mit einer reise in den film selbst, gefolgt von sex, geburt, der sinnfrage, suizid, und allen möglichen menschlichen tätigkeiten, mit denen versucht wird, das leben auszufüllen, führt aber letztlich nirgendwo hin.

Thomas Draschan: geb. 1967 in Linz; 1987 Studium Theaterwissenschaft / Publizistik, Universität Wien; 1992-98 Staatl. Hochschule für Bildende Künste Frankfurt am Main bei Peter Kubelka (und Ken Jakobs); 1995 Cooper Union N.Y. (bei Robert Breer); 1998 Meisterschüler bei Peter Kubelka; 2000 Geschäftsführer Filmbüro Hessen; 2002 Internationales Filmfestival Frankfurt.
Ulrich Max Franz Wiesner (+): geb. 1956 in Frankfurt am Main; 1978-83 Studium an der Staatl. Hochschule für Bildende Künste Frankfurt am Main; ab 1983 freischaffender Maler und Filmemacher; längere Arbeitsaufenthalt in Italien, Türkei, Spanien; 2001 in Frankfurt am Main verstorben.
Corinna Schnitt
Das schlafende Mädchen
8:30 min | 2001 | 16mm | col | sound | Köln

Mit einer einzigen Kamerakranfahrt wird dem Betrachter eine Einfamilienhaussiedlung präsentiert. Die Masse der hübschen Häuser hat den Charakter einer Modellplatte: ein sauberes Ideal, dass aber menschenleer und gespenstisch verlassen wirkt. Erst am Ende des Filmes wird die aufgeladene Atmosphäre durch eine Stimme auf einem Anrufbeantworter unterbrochen. Die gesprochene Textsequenz gibt Aufschluß über aktuelle Lebensprobleme und -ideale: Es geht um Möglichkeiten der finanziellen Absicherung, um eine Erwerbsunfähigkeitsrente und einen Kugelschreiber.

Corinna Schnitt: Künstlerin und Filmemacherin; 1964 geboren in Duisburg; 1986-89 Ausbildung zur Schnitzerin im Odenwald (Gesellenbrief); 1989-96 Studium an der Hochschule für Gestaltung, Offenbach und an der Kunstakademie Düsseldorf; 1996 Meisterschülerin, Akademiebrief der Kunstakademie Düsseldorf; lebt und arbeitet in Köln
Maike Höhne
Petit Voyage | Petit Voyage
19 min | 1997 | 16mm | col | sound (opt) | Hamburg

Die Reise zweier Geschwister zum Begräbnis ihre Omama in Paris. Sie lernen einen Stricher kennen und es kommt zu einem Vexierspiel der drei. Am nächsten Tag trauern sie am falschen Grab. Die Frage nach der Verausgabung findet keine Antwort.

Maike Höhne: geboren 1971 in Hannover, verschiedene Auslandsaufenthalte in Lateinamerika, Diplom an der Hochschule für bildende Künste Hamburg 1999, zweijähriges Aufbaustudium, nun in Vorbereitung für den ersten langen Spielfilm, parallel Arbeiten an der Promotion über das Neue Lateinamerikanische Kino.
Frank Bretschneider
INTERLOG | INTERLOG
5:10 min | 2001 | DV | col | sound (stereo) | Berlin

interlock ist teil einer serie von neun movies, die für die live performance der cd "balance" (einer zusammenarbeit mit taylor deupree, n.y.) entstanden sind. es sind keine filme oder musikvideos im eigentlichen sinn, sondern visuelle umsetzungen des frequenz + amplitudenverhaltens der musik. da diese relativ reduziert ist, lag es nahe, für die visuals eine ähnlich minimale form zu wählen. wie die musik wurden auch die visuals ausschliesslich am computer generiert.

Frank Bretschneider: geb. 1956 in obercrinitz/erzgebirge; lebt und arbeitet als musiker in berlin; zahlreiche musik-cds (komet and_or_vs. bovine life, bip-hop; balance, mille plateaux; curve, mille plateaux) und live performances (frequencies, frankfurt/m;steirischer herbst, graz; mutek, montreal; ars electronica, linz; sonar, barcelona; documenta X, kassel); 1996 mitbegründer von rastermusic/raster-noton.
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This Trashfilm program includes work, in which the authors generally maintain a position of standing back and observing. This documentary view on the world predominates, also when found footage is used or even staged for the camera.
At the same time, this view often extends to the next larger environment: each author focuses no longer on the self/family/community (as in Trashfilm Program 1), but rather on the city (as the central nexus of their own life) or on the 'architectural' outside world as the ruling influence on their perceptions of life. All these films have an alienated view on the environment: either the view from outsiders, or the view on outsiders.
(MB) {translation: Wayne Yung}