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Michael Brynntrup's
sinnige Sentenzen | sententious senses

Tagebuchzitate | quotations from the diary

Interview deutsch | interview german

Interview englisch | interview english



Interview mit Klaus-Jürgen Rattay - deutsch

Interview with Klaus-Jürgen Rattay - english



x sinnige Sentenzen | sententious senses

Der Film im Film als Film. - Die Illusion als Wahn, Irrtum und Selbstbetrug.
Ein ruhig-beunruhigender Film.
{Informationsblatt zum Film, 1983ff}


x Tagebuchzitate | quotations from the diary

[Film] Gedanken an meinen Film Ende July konkreter geworden. Subjektive Kamera, die eine Geschichte erzählt, meine Geschichte sieht. Ungekürzter Streifen von den ersten Versuchen an. schwarz / weiß, Titel: Mein Film. Gestern ein Sachbuch gekauft: Filme machen mit Super8. Ein Drehbuch parallel zum Film: Plan und Protokoll. Ein literarischer Film.
{TB0391.Tabu02, 31.07.81}

21:00h. Ich bring' mich gleich um, habe ich eben laut gesagt. Diese Scheiß Kamera funktioniert nicht; zuerst ließ sich kein Film einlegen, zumindest pipste beim Auslösen immer nur dieser Ton, der auf's falsche Einlegen hinweist, zig mal probiert, nach allen Vorbereitungen ... und dann ist mir die Kamera auch noch umgeknallt und jetzt ist wohl im Objektiv eine Linse verrutscht. Ich bin echt sauer. Die ganze Planung ist überm Haufen, wer weiß, wie lange die Reparatur dauert, wie teuer das ist, etc. Verdammte Scheiße, mir lief's eben wirklich kalt über den Rücken. RUHE!
{TB0406f.Tabu02, 20.09.81}

[Film] Als ich am Paßfotoautomat im Bahnhof vor einiger Zeit mit der Filmkamera arbeitete, fragte mich ein Perser, was und wofür ich das mache, und ich antwortete 'I am artist'. Und gleich dachte ich, um wieviel deutlicher es sich sagt, wenn man in einer Fremdsprache spricht, - ich habe hier zum ersten Male gesagt, daß ich Künstler sei; in Deutschland wollte ich mich nie dazu bekennen. Im gleichen Gedankenzuge überlegte ich, wann ich wohl mein erstes, bestimmtes 'sono froggio' sage.
{TB0479.Tabu02, 05.02.82}

Den »September, Wut...« im Schnelldurchlauf durchsichtet... und wieder den Gedanken bekommen: da muß ich nochmal ran (der Film als mein Erstling ist mir wichtig, weil er die wichtige Quintessenz eines wichtigen Lebensabschnittes bedeutet und darüberhinaus wichtige Impulse geliefert hat und Ideen enthält, die bei meinen späteren Arbeiten wichtig wurden; wichtig, wichtig - ichtich, ich†ich...
{TB2350.Tabu07, 06.01.97}

(+6:25h) Wieso ist dieser Rattay immer wieder drin in meinen Filmen. Zum Märtyrer stilisiere ich ihn nicht, (obwohl mir bewußt ist, daß der politische Gegner die Verantwortung oder die Mitschuld an seinem Tod trägt). Ich denke, auch damals schon, als ich die Aufnahmen im »September, Wut« verwandt habe, war mein Interesse an dem Phänomen Rattay medialer Art (die Person hat mich nur insoweit interessiert, wie ich mich mit seiner 'Geschichte' parallel setzen konnte: neu nach Berlin und keine Perspektive im Kopf / vor Augen). Aber bei dem 'Phänomen' Rattay ging es um die 'Veröffentlichung' von extrem-existenziell-Persönlichem: sein Tod auf Film. Und damit reproduzierbar und damit banalisiert/banalisierbar. Dieses Phänomen hat mein (abstraktes) Verhältnis zum Tod und mein (konkretes) Verhältnis zu Bildern entscheidend geprägt.
{TB2505f.Tabu08, 12.12.97}


x Interview deutsch | interview german

CS:
Woran arbeitest Du im Moment?
MB:
Oh, was für eine interessante Frage. Ich arbeite also wie immer im Moment an verschiedenen Dingen. Drei Ideen, die ich also etwas konkreter verfolge zur Zeit. Unter anderem eben auch an einem Langfilm. Nicht so episodenartig wie der Jesus...
CS:
...Dein erster Langfilm?
MB:
Ne, ne, ich hab ja schon mal einen Langfilm gemacht »September, Wut, eine Reise«, der allererste, zumindest ist der 82 Minuten lang.
CS:
...das können wir gleich mit der nächsten Frage verbinden: Wann hast Du angefangen, Filme zu machen.
MB:
Das war 1981. Ich habe jetzt am 21. September 1991 zehnjähriges Jubiläum gefeiert mit einigen Freunden. Vor genau 10 Jahren hab' ich meine erste Aufnahme gemacht, also die erste, die für einen richtigen Film geplant war. Aber die eine Frage hatte ich noch nicht abschließend beantwortet, also mit dem Langfilm, es soll schon ein Spielfilm sein, und er soll stellenweise durchaus herkömmlich erzählt sein, also irgendwie ein bißchen kinogerechter sein als solche Kurzfilme, wie ich die bislang gemacht habe. Narrativ, spannend, ...
CS:
...ein Rätselfilm?
MB:
...natürlich, immer ein Rätsel, alles ist rätselhaft.
(Interview von Caspar Stracke mit Fragen von David Kerekes, am 28.09.91,
printed in: Headpress N°3, Stockport/England, Januar 1992)

HS:
Die ganz einfache Frage: wie Du zum Filmemachen gekommen bist. [...] Gab es ein Initialerlebnis, oder war das eine langsame Entwicklung?
MB:
Ein Initialerlebnis gab es vielleicht insofern als daß ich eine Reise gemacht habe. Also ich bin aus einem gewissen Frust, aus einem spätpubertären Nicht-Wissen-Wohin auf eine größere Reise gegangen, nach Italien. Das war eigentlich eine Reise mit einem Open End, hatte dann aber eine Kamera dabei. Und das war mir bei Antritt der Reise auch ganz klar, daß ich da einen Film bzw. daß die Kamera mein Begleiter sein sollte und also auch die Entwicklung, meine persönliche Entwicklung, meine Suche quasi aufzeichnen sollte. Das ist dann ein Film geworden, wo ich eigentlich alles auch ausprobiert habe, was ich auch weiterhin ausprobiere: das sind halt experimentelle Sequenzen, dokumentarische Sequenzen und inscenierte Sequenzen -in Trastevere im Theater haben wir auf einer Bühne etwas insceniert-, alles kommt in diesem Film zusammen. Und so gehe ich ja heute auch noch vor: also daß ich verschiedene Genres und verschiedene, ja auch Techniken und Medien -wir hatten damals auch mit Video gedreht- zusammenbringe.
(Interview von Herbert Schwarze am 04. 01.01,
ARTE, 'Kurz-Schluss', TV-Sendung vom 10.02.01)


TV - Interview | TV - interview
Herbert Schwarze, Interview Auszug zu »TABU-Filmen« am 04.01.01,
ARTE, 'Kurz-Schluss', TV-Sendung vom 10.02.01

x Interview englisch | interview english

HP:
What are you working on now?
MB:
Oh, what an Interesting question... Well, I'm working - like I'm always working on different things. At the moment, I have three particular ideas which I'm following. Something with a long-film... not as episodic as »JESUS«.
HP:
Your first long-film?
MB:
No, no. I already made a long-film, »SEPTEMBER, WUT - EINE REISE« (»SEPTEMBER, RAGE, A TRAVEL«). About 82 minutes. That was also my very first film.
HP:
When did you start making films?
MB:
1981. On September, the 21st of 1991, I celebrated the tenth anniversary with a few friends. Just ten years ago I did my first shoot, the first I planned for a real movie, that is. But I didn't really finish the previous question - this long-film, it is planned to become a feature film and could be quite conventional in places, more adjusted to cinema conditions than the short-films I made up to now. Narrative, exciting...
HP:
A mystery film?
MB:
Of course, always a mystery. Everything is mysterious.
(Interview by Caspar Stracke with questions by David Kerekes, on 28.09.91,
printed in: Headpress N°3, Stockport/England, Januar 1992)


BG:
You mentioned that you´ve been working in films since the early 80ies. How did you start, what were you doing and how did things change for you?
MB:
Actually I started with Super8 and I still love to do Super8. So I still continue shooting on Super8 but the technics are more developed now. First I screened in bars, independent cinemas or even open air and brought my Super8-projector to the show. After some years I started blow-up the edited Super8 to 16mm and did also shooting on 16mm. This opened the door to bigger festivals. Again some years later I started working with video and computer. I always liked to test and mix different medias. In my very first Super8 film there is already a sequence taken from a video surveillance camera for example, and my newest film »NY 'NY« there is quite a new development for me: shooting on Super8 then editing in a computer like modifying the image a bit and give it from the computer directly to 35mm. So these are the developments I did like in the technic sense. Let´s say I like to keep shooting on Super8 but I changed all the post production process.
(Interview by Barbara Goslawski on CKLN-FM Radio at Ryerson University, Toronto, 05.11.99)


Radio - Interview | radio - interview
Barbara Goslawski, interview on »EXPOSITUS«,
CKLN-FM Radio at Ryerson University, Toronto, 05.11.99

x TV-Interview vom 20.09.1981 mit Klaus-Jürgen Rattay († 22.09.1981)

Reporter:
Ja, sag' mal, was machst du denn hier eigentlich, wozu bist du hier?
Rattay:
Ja, ich bin hier nach Berlin gekommen, um hier einfach daran teilzunehmen an den Hausbesetzungen, weil mich das interessiert. Ich bin aus der Gesellschaft ausgestiegen, weil ich keinen Bock hatte weiterhin zu arbeiten, und weil mir das auch stinkt, weil man dauernd unterdrückt wird von anderen Wichsern am Arbeitsplatz, vom Meister und so. Darum habe ich auch gar keinen Bock irgendwie zu arbeiten. Ich bin drei Monate durch die Gegend getrampt, durch Europa und so weiter. Und ich seh' auch nicht ein, warum ich arbeiten sollte hier in Deutschland. Ich habe von der Straße gelebt und ich bin jetzt seit eineinhalb Monaten hier.
Reporter:
Gefällt dir das denn hier besser? Was ist hier besser?
Rattay:
Ja, die Leute hier, wie die das machen hier - Hausbesetzungen und so weiter, das trifft man nirgendwo mehr in Europa an. Ich war in Italien und überall, aber nirgendwo sind so viele Leute auf einmal, die trifft man in ganz Europa nicht mehr an.
(SFB TV-Interview vom 20.09.1981 mit Klaus-Jürgen Rattay,
abgedruckt in: die tageszeitung, Berlin, 30.09.81)

x TV-Interview on 20.09.1981 with Klaus-Jürgen Rattay († 22.09.1981)

Reporter:
Hey, tell us, what do you do here, why are you here?
Rattay:
Yeah, I came to Berlin because I just wanted to take part in the squatting movement and things like that, because it actually really interests me. I dropped out of society because I didn’t feel like working anymore, and because society stinks, because you’re constantly oppressed by the wankers at work, like with the boss. That’s why I don’t feel like working at all, in any way. And I spent three months hitch-hiking around, across Europe and so on. And I don’t see why I should be working here in Germany. I’ve lived from the streets, and I’ve now been here for a month and a half.
Reporter:
So do you prefer it here? What’s better here?
Rattay:
The people here, what they’re doing, squatting and so on, you can’t find that anywhere else in Europe. I’ve been to Italy and all over, and nowhere did I find so many people together.
(SFB TV-Interview on 20.09.1981 with Klaus-Jürgen Rattay,
printed in: die tageszeitung, Berlin, 30.09.81)

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