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Michael Brynntrup's
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sinnige Sentenzen | sententious senses
Tagebuchzitate | quotations from the diary
Interview deutsch | interview german
Interview englisch | interview english
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sinnige Sentenzen | sententious senses
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Prädikat der FBW: "albern und tuntenhaft"
{Informationsblatt zum Film, 1989/91ff}
Der Filmemacher sichert sich gegenüber dem Zuschauer ab, indem er seinen Film als Rätselfilm ausgibt, der eine besondere Form des Unterhaltungsfilms sein soll, bei dem der Inhalt aus dem formalen Gefüge des Films erraten werden muß.
Dem Ausschuß erscheint der Film jedoch zu rätselhaft zu bleiben und empfindet ihn streckenweise als albern und tuntenhaft. Bewundernswert jedoch, wie ein Mann auf Zehenspitzen ein Steingeländer hochgehen kann.
Sicherlich sind Manierismen Teil der Scene, in der der Film entstand, und für die er offensichtlich auch gedacht ist: nur bleibt er in allem zu beliebig.
(Gutachten der Filmbewertungsstelle Wiesbaden, 19.02.1991 - Hanno Jochimsen, Wolfgang Brudny, Heinz Hahn, Peter Pleyer, Rainer Schirra)

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Tagebuchzitate | quotations from the diary
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In meinem »Orpheus«-Film habe ich mich nicht einer persönlichen Mythologie oder Symbolik bedient, vielmehr die Mythologie und Symbolik des Films als Medium untersucht. [...] Der »Narziss und Echo« Film ist thematisch ganz ähnlich, muss aber noch ganz anders werden, um eben noch weiter zu gehen. - Ich befinde mich gerade in einem persönlichen Umbruch: ich [...] hoffe auf ein Diktat des Mediums zu stoßen, das mir erlaubt, Geschichten zu erzählen.
{TB0645f.Tabu03, 16.06.84}
Bin ich nun verliebt oder will ich nur verliebt sein; was ist denn überhaupt 'verliebt sein', ganz konkret dieses übermächtige Gefühl? Steffen wußte eine 'schöne' Antwort: wenn man verliebt ist, wünscht man sich den anderen eigentlich in Distanz. Verliebtsein ist vor allem Sehnsucht, Begehren, denn man ist am stärksten verliebt, je ferner sich Derjenige-Welcher befindet und dieser sei mehr Objekt. Das paßt sehr 'schön' in meine Überlegung, daß Verliebtsein einem sprachlich / bewußt ist, daß man gerne sein Gefühl mitteilt und man viel an den Anderen denkt: eine Subjekt-Prädikat-Objekt-Beziehung. Liebe, dieses Wort, habe ich so zu einem Ideal stilisiert, daß ich seine Verwirklichung hier auf Erden nahezu für unmöglich halte. Liebe ist Zusammenleben, meint Steffen, wenn sie da ist, ist sie kein Thema, sie wird zur Nebensache (im Gegensatz zum Verliebtsein).
Narziss will verliebt sein, weil es ein schönes, selbstgefälliges Gefühl ist. Die 'Nähe' des 'Objekts' zerstört die Illusion, Narziss greift ins Wasser.
{TB0785.Tabu03, 08.12.86}
Zwischen Spielfilm-Verkleidung und peinlicher Deutlichkeit muß der »Narziss und Echo«-Film angesiedelt sein, - ist Drastik schon ein Weg? Die Form soll sich im Laufe des Films immer mehr verflüchtigen: anfangs 'Barock-Park' in schönem schwarz/weiß, hinterher: drastische Bilder, Farbe und schwarz/weiß brutal nebeneinander?, dazu Videobilder?, ästhetisch häßlich fragmentarisch? Ja gerne, aber die Story muß selbst das zusammenhalten können, 'wie geht's aus?', - diese Frage muß die Zuschauer im Bann halten. Inhaltlich möchte ich (diesesmal) nämlich nichts Musterhaft-Nebeneinander-Collagiertes, sondern eine zielgerichtete Aussage, die als solche zwar nicht erkannt oder womöglich abgelesen werden kann, die aber dennoch wirkt, inhaltlich-atmosphärisch.
{TB0786f.Tabu03, 16.12.86}
»Narziss und Echo« ist vielleicht eben deshalb noch provokant (wenn schon kein Skandal), weil er eben nur 'sublim' homosexuell ist. Homosexualität ist kein Reizthema mehr, Filme mit homosexuellem Stoff werden allseits toleriert. Wenn aber nun ein Film daherkommt mit penetrant schwulem Getue, dann kann er das Publikum noch reizen.
{TB1423.Tabu05, 04.02.90}
Ich habe natürlich mein derzeitiges Lamento über die Finanzen angestimmt, aber auch über das aktuelle FBW-Urteil: »Narziss und Echo« sei "albern und tuntenhaft" und gehöre wohl in die "Szene, in der er entstanden sei" (Motto: 'Schwuler, bleib bei deiner Latte'). Habe das Gutachten ('Schlächtachten') auch schon reichlich weitergereicht.
{TB1480.Tabu05, 15.03.91}

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Interview deutsch | interview german
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SU:
Was ist denn eine schwule Ästhetik für dich?
MB:
Oder sagen wir mal konkret, was in meinen Filmen in diese Richtung passiert. Homosexualität steht nie ganz ausdrücklich im Vordergrund, wie aber auch in jedem meiner Filme nie nur eine Sache thematisch ist es kommen immer viele Sachen da rein. [...] Form und Inhalt müssen sich bedingen, beide müssen in einem sinn-vollen Zusammenhang stehen, sinn-voll heißt für mich: die Sinne ansprechen, wie auch sinnig den Kopf ansprechen.
(Interview mit Michael Brynntrup, von Steff Ulbrich, translated and printed in:
BERLIN - Images in Progress, Contemporary Berlin Filmmaking,
Edited by Jürgen Brüning and Andreas Wildfang, Hallwalls / Buffalo, 1989)
OggiSicilia:
Ihre Arbeit ist wesentlich von einer Reflexion der Medien charakterisiert.
MB:
Ich bin interessiert am Diskurs zum Thema "Metafilm"; so versuche ich eine direkte Beziehung mit den Zuschauern aufzubauen, sie geistig miteinzubeziehen und anzusprechen, jenseits der filmischen Illusion. Und wenn ich dann z.B. selbst auftrete, mich konkret und quasi dokumentarisch ins Spiel bringe, auch dann geht es mir nur darum, zu hinterfragen, was überhaupt mit filmischen Mitteln gesagt werden kann, bzw. bewußt werden kann. [...]
OggiSicilia:
Sie sind in der schwulen Szene verankert, wie verschiedene andere Künstler, z.B. Pierre und Gilles: glauben Sie nicht, daß das Ihre Produktion einschränken könnte.
MB:
Meine Arbeiten sind nicht nur für ein schwules Publikum gedacht. Man kann vielleicht eher von einer alternativen Kultur sprechen auch unter einem geschichtlichen Aspekt. Meine Videos werden oft widersprüchlich aufgenommen, werden positiv oder negativ auch innerhalb der schwulen Gemeinde beurteilt.
(OggiSicilia, "Interview mit dem vielseitigen Regisseur und berliner Experimentator Michael Brynntrup: Mythen, Fiktion und Travestie auf Video", 22.01.99 - Paola Nicita, deutsche Übersetzung: MB)
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Interview englisch | interview english
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SU:
What does gay aesthetics mean to you?
MB:
Or let's say straightout what happens in my films in that direction. Homosexuality is not particularly placed in the foreground. But there is always a variety of themes in my films. A lot of things have an impact on them. [...] Form and content have to presuppose each other. Both have to relate to each other in a sense-ful way and that means: They have to appeal to your senses and make intellectual sense as well.
(Interview with Michael Brynntrup, by Steff Ulbrich, printed in:
BERLIN - Images in Progress, Contemporary Berlin Filmmaking,
Edited by Jürgen Brüning and Andreas Wildfang, Hallwalls / Buffalo, 1989)
OggiSicilia:
Brynntrup, il suo lavoro è caratterizato essenzialmente da una riflessione sul mezzo...
MB:
"Sono interessato a un discorso sul 'metafilm', cerco di avere un rapporto diretto con gli spettatori, di coinvolgerli mentalmente, al di là dell'illusione cinematografica; quando recito inoltre, col porre me stesso sulla scena, mi metto in gioco e cerco di comprendere cosa è possibile dire". [...]
OggiSicilia:
Lei è legato alla scena gay, come del resto fanno alcuni artisti; ad esempio i fotografi Pierre & Gilles: non crede che questo possa limitare la sua produzione?
MB:
"I miei lavori non sono mai stati pensati solo per un pubblico omosessuale, direi che occore parlare di cultura alternativa sotto l'aspetto storico; a conferma di ciò, basti pensare che i miei video sono stati giudicati differentemente, positivament o negativamente anche all'interno della communità gay".
(OggiSicilia, "Intervista con il poliedrico regista e sperimentatore berlinese Michael Brynntrup: Miti, finzione e travestitismo in video", 22.01.99 - Paola Nicita)
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