.



Michael Brynntrup's
sinnige Sentenzen | sententious senses

Tagebuchzitate | quotations from the diary

Interview deutsch | interview german

Interview englisch | interview english



x sinnige Sentenzen | sententious senses

Das Leben ist eine tödliche Krankheit, die auf sexuellem Wege übertragen wird. (Klospruch)
{TB1415.Tabu05, 15.12.89}

Der Tod ist tabu, ausgesondert in die begrenzte Zone Friedhof, genauso wie der Kranke am besten interniert gehört oder Homosexuelle als 'Randgruppe' in der heterosexuell normierten Gesellschaft definiert werden.
(Informationsblatt zum »Plötzlich...: Der Elefant...«-Programm, 1993ff)

»PLÖTZLICH UND UNERWARTET - eine Déjà-Revue« und kein Überraschungsfilm.
(Informationsblatt zum Film, 1993ff)

Der Tod als Grenze ist eine Ermunterung den Spielraum auszuspielen.
{TB2110.Tabu07, 12.08.95}


x Tagebuchzitate | quotations from the diary

OYKOS sind wieder aktiv in Richtung ZUKUNFTSPROJEKT. (...) Für meine Episode habe ich mir das Abstraktum TOD ausgesucht. Bislang stellte ich mir eine Beerdigung rückwärts / Wiedergeburt vor mit paradoxem Spiel durch alle Lebensalter. Ich werde noch daran arbeiten, weiß aber schon jetzt, daß ich eine Art automatischen Tod verfilmen werde, d.h. i.d. Falle: Bilder von der Massenabfertigung wie Leichenschauhaus mit vielen geöffneten 'Kühlschränken', (schockierende Aufnahmen wie aus einer Großschlächterei und den Fuhrpark des größten berliner Bestattungsinstituts (Grieneisen). Ein Bestattungsredner soll auftreten. Soweit.
{TB0655.Tabu03, 16.01.85}

Ich möchte ja einen Film über das "Verschwinden des Todes" (Abschied vom Tod) drehen, dabei nicht die Tabuisierung thematisieren und auch nicht das Vorauslaufen oder das Bevorstehen des Todes bebildern, sondern die zirkelähnliche Rückläufigkeit des Todes, darum - grob gesprochen - eine Beerdigung rückwärts inscenieren.
{TB0658ff.Tabu03, 14.02.85}

Jeder will seinen eigenen Tod sterben... ...doch das persönliche Testamentsformular kann man im Automaten ziehen... ...und die Bestattungspietäten preisen eine individuelle Seebestattung wie einen pauschal-touristischen Badeurlaub an.
{TB0789.Tabu03, 28.12.86}

Zu »Plötzlich und unerwartet« hab' ich neulich verlauten lassen, daß die ganze Bildwelt noch nicht entworfen sei: ich müsse den Film erst noch sehen, bevor ich ihn drehen könne.
{TB1572.Tabu05, 02.10.91}

Einen ziemlich zerfahrenen Sonntag hinter mir: fast den ganzen Tag in der "Stube gehockt", über Totentänze gelesen, auf der Suche nach Bildwelten, Präsens und Brisanz für "Plötzlich". Mir fehlt noch das wahre Gerüst / Gerippe des Films.
{TB1603.Tabu05, 01.12.91}

Auch heute relativ häuslich ... brüte stundenlang über "Plötzlich". Versuche die "Beerdigung rückwärts" mit der "Kreislaufidee" zusammenzubringen, - schreibe also das Drehbuch ganz neu.
{TB1605.Tabu05, 08.12.91}

Neulich bei dem Versuch zu erkären, wie »Plötzlich und unerwartet« als Kreislauf funktionieren soll, ist mir ein schönes Bild gekommen: wie ein Anagramm, das man vorwärts + rückwärts / von vorne und von hinten lesen kann. (Sarg - gras). Den Film sehe ich ja eher experimentell-bildnerisch, d.h. gemäldeartig-flächig (z.B. die Todesbilder in den historischen Fragmenten); mit der Kreislaufgeschichte versuche ich jetzt auch 'in der Zeit' flächig zu werden (etwas ähnlich dem »Narziß und Echo«-Film, der ja auch 'spiegelverkehrt' angelegt ist). (...) übrigens heute Abend eine Art Hochgefühl: richtig glücklich, mich in einer Arbeitsphase zu erleben. (heute übrigens auch wieder über einen Friedhof marschiert - Südstern, und morgen gucke ich mir den Großgörschen nochmal an).
{TB1608.Tabu05, 11.12.91}

Sitze endlich (und mit Freuden) wieder am Skript zu Plötzlich ... es wird immer besser, immer runder. (Ohne Fleiß kein Preis, - ohne Scheiß!) (...) +1:45h Jetzt ist die Plötzlich Geschichte endlich soweit, daß ich sie zur Auflösung an die Kamera/den und zur Kenntnisnahme an die Darsteller weiterreichen kann.
{TB1644.Tabu06, 17.03.92}

Plötzlich und unerwartet, da weiß man nicht ob man lachen oder weinen soll, - ein Film wie das Leben.
{TB1727.Tabu06, 14.02.93}

Der Film ist raus! Sensationelle Veranstaltung im Kunsthaus Im Eimer. Ca. 250 - 300 Leute da, denen es allen gefallen hat (nichts Gegenteiliges gehört). Mara extra für die Nacht aus HH angereist. Der Film ist in etwa so angekommen, wie ich vermutet habe: positiv als solcher, aber nicht enthusiastisch, sondern so wie er selbst die Stimmung verbreitet: getragen, ruhig, stellenweise faszinierend und skurril, manchmal holprig und am Ende rund, ohne die Ratlosigkeit aufzulösen. Von bislang allen wurde die Schleifen-Konstruktion gelobt: die funktioniert zwar nicht 'plötzlich' und überraschend, actionartig - wie ich mir das ursprünglich errechnet hatte, aber genau das ist jetzt der Punkt ... die unbewußte Wahrheit (auch über mich). Die Zuschauer wissen, was kommt, so wie der Mensch weiß, daß er stirbt.
{TB1729f.Tabu06, 20.02.93}


x Interview deutsch | interview german

SU:
Ist der Totenkopf auch ein Symbol für dich?
MB:
Ein Symbol als Nicht-Symbol. Ein Symbol ist immer etwas ganz konkretes, ein rotes Kreuz zum Beispiel. Der Totenkopf steht z.B. für Gift, aber Hilfe! (...) Ich benutze den Totenkopf ja nicht mit einer eindeutigen Aussage, ich gebrauche ihn mehr als Stimmungsanreiz, ich spiele damit. Er hat eben die schöne Doppeldeutigkeit von total ernst und garnicht ernstzunehmend. Da wird auf jeden Fall eine Emotion angesprochen, aber auch ein Rationalismus im gleichen Motiv.
(Interview mit Michael Brynntrup, von Steff Ulbrich, translated and printed in: BERLIN - Images in Progress, Contemporary Berlin Filmmaking, Edited by Jürgen Brüning and Andreas Wildfang, Hallwalls / Buffalo, 1989)


x Interview englisch | interview english

SU:
Is the skull also a symhol for you?
MB:
It's a symbol as a non-symbol. A symbol is always something very concrete, like the Red Cross. A skull, for example, can mean poison, but wait! (...) I don't use the skull to make a precise statement, I use it to evoke an atmosphere, I play with it. It has this nice ambiguity ranging from dead-serious to not being serious at all. In any case it touches an emotion, but rationalism is also part of the motifs.
(Interview with Michael Brynntrup, by Steff Ulbrich, printed in: BERLIN - Images in Progress, Contemporary Berlin Filmmaking, Edited by Jürgen Brüning and Andreas Wildfang, Hallwalls / Buffalo, 1989)


MB:
The most narrative tonight is called »Sudden and Unexpected - a Dejá Revue«. It´s actually the film where the CD-ROM is based on because the dramatic stucture of the 16mm film is already non-linear. It tells a story in a narrative way but in looping situations. Again and again you enter situations you saw before, but slightly different, like other perspectives, and you get the impression like in a 'Dejá vu'. - So this is what I like to do: to be open for every 'genre' and the complete possibilities what film could be ranged from found footage film, documentaries to narrative. And then play with the possibilities and expectations. But one thing all these different films have in common: all of them are short.
BG:
Thematically your films are really interesting. There are reoccuring themes but the most reoccuring theme of course is the theme of death.
MB:
Yes.
BG:
Yes, Michael. Where does that come from?
MB:
Yes, where does it end? That´s the question. ... I studied philosophy before I was filmmaker. And this is I guess an influence too. So okay, I´m catholic, catholics deal a lot with relics and so. But the main influence I guess is the abstract way coming out from philosophy or just by the thought 'Why are we? Why do we live?' 'What is this blue planet? Where are we?' These are the universal questions I'm always asking.
(Interview by Barbara Goslawski on CKLN-FM Radio at Ryerson University, Toronto, 05.11.99)


Radio - Interview | radio - interview
Barbara Goslawski, interview on »EXPOSITUS«,
CKLN-FM Radio at Ryerson University, Toronto, 05.11.99


.
PHILMOGRAPHIE-NOTIZITATE | PHILMOGRAPHIE-NOTIZITATE