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{Titel} Athen Griechenland / Im Jahre 2435, 5 vor 12

Blinder: Du schon wieder, Du Bengel. Irgendwann krieg' ich Dich noch.


{Titel} Udo Kier / Mara Mattuschka / Mevlana Van Vark / Ichgola Androgyn

Mutter Ernst: Antigone, Antigone...


{Titel} Plötzlich Und Unerwartet

Mutter Ernst: ...Punkt zwölf wird gegessen, -...


{Titel} eine Déjà Revue

Mutter Ernst: ...und geh' nicht auf die Straße!


{Titel} Von Michael Brynntrup
{Titel} (1.Teil)
{Titel} Sinnen auf den Tod
ist Sinnen auf Freiheit.
Wer Sterben gelernt hat,
versteht das Dienen nicht mehr.
(Michel de Montaigne)


Herr Hettemann: Entschuldigung, - guten Tag

Mutter Ernst: Guten Tag, treten Sie doch bitte näher.

Herr Hettemann: Ich habe mir gedacht, daß es vielleicht ganz gut ist, wenn ich ... - Sie wissen, was ich meine.

Mutter Ernst: Aber ja, da haben Sie vollkommen recht. - Ernst, angenehm.

Herr Hettemann: Hettemann, mit 'e'

Mutter Ernst: aber nehmen Sie doch erstmal bitte Platz

Mutter Ernst: Ich freu mich sehr, daß Sie jetzt schon zu uns kommen. Wissen Sie, die meisten Leute leben so in den Tag hinein, und wenn es soweit ist, ja dann ist es auch schon zu spät. 'Hettemann', ja?, mit 'e'. Und Ihr Vorname?

Herr Hettemann: Egon. Emil, Gustav, Otto, Nordpol. Aber, Frau Ernst, ich bin hierhin gekommen, um mich von Ihnen ganz unverbindlich beraten lassen.

Mutter Ernst: Selbstverständlich, dafür sind wir ja da. - Haben Sie denn schon eine konkrete Vorstellung, Herr Hettemann?

Herr Hettemann: Konkrete Vorstellung nicht, - ich hab mir schon so meine Gedanken gemacht aber das ist doch alles eine Sache des Preises, oder?

Mutter Ernst: Herr Hettemann!, wir begrüßen es sehr, wenn wir offen darüber sprechen können. Geld ist ja heute kein Tabu-Thema mehr. Apropos: möchten Sie einen Kaffee?

Herr Hettemann: Gerne.

Mutter Ernst: Bleiben Sie ruhig sitzen. {zum Kind} Geh draußen spielen.
Huch! Es ist eine Unordnung hier, wir haben Schwierigkeiten mit dem Personal, - bei den Preisen heutzutage. Umsonst ist nicht mal der Tod. - der kostet zumindest das Leben.

Herr Hettemann: Jaja.

Mutter Ernst: Naja, umsonst ist nicht mal das Leben. Es ist alles nicht mehr so wie früher. Es gab Zeiten ...

Mutter Ernst: Antigone, Antigone!... ...Punkt Zwölf wird gegessen, und geh nicht auf die Straße!

Trauerredner: In Gottes Namen! Die Hinterbliebenen gehen bitte voran!

Mutter Ernst: Ganz recht, Herr Hettemann, über Geld mußte man offen reden. - Nehmen Sie Zucker?

Herr Hettemann: Nein, Danke.

Mutter Ernst: Wissen Sie, die Preise hängen von vielen Faktoren ab. Da wäre z.B. ob Sie eine Erd- oder Feuerbestattung wünschen?

Herr Hettemann: Also, Entschuldigung bitte: kein Feuer! Also, nein, Feuer, nein, lieber nicht.

Mutter Ernst: Das ist doch kein Problem, Herr Hettemann, gerne. Haben Sie sich denn schon für einen Friedhof entschieden?

Herr Hettemann: ...für einen Friedhof?! Ach wenn Sie mich so direkt fragen, natürlich nicht, ich mein', äh, nicht konkret. Ich hab' mal einen Film gesehen, der war -äh- sehr schön. Da gab's eine schöne Beerdigung, ein sehr schönes Grab. - Und. Das war also ringsherum mit Natursteinen eingefaßt, - und efeubewachsen. Und das schöne war: das ganze Grab war unter einem Baum, so im Schatten. - also so, - so etwas käme natürlich in Frage, ich mein', wenn Sie mich... Aber, wo das war, das kann ich Ihnen nicht sagen.

Mutter Ernst: Das ist jetzt auch noch nicht so wichtig. Wissen Sie was: Wir machen Ihnen einen Kostenvoranschlag, den können Sie mit nach Hause nehmen und sich alles überlegen. Sind Sie ledig oder verheiratet?

Herr Hettemann: Ich? Ledig. Ich hab' zwar einen Hund, den ich sehr liebe, aber, doch, ledig!

Mutter Ernst: Ledig. Gut! Sehen Sie, wir haben hier einen Muster-Katalog, da finden Sie alles...

Mutter Ernst: ...Da sind Fotos von verschiedenen Aufbahrungen. Kissen, Sterbehemden, Kerzen. Da, gucken Sie sich mal diese Blumen an. Und zum Schluß gibt es die Schleifentexte: "Adieu, Good bye, Ruhe sanft, Du gingst zu früh"; es muß nicht immer "plötzlich und unerwartet" sein. Finden Sie nicht auch?!

Herr Hettemann: Da haben Sie recht, Frau Ernst, - aber, sagen Sie, ist das alles nicht sündhaft teuer.

Mutter Ernst: Ich verstehe, das Geld ist knapp geworden, jeder muß heutzutage rechnen, - und nicht nur mit dem Schlimmsten. Herr Hettemann, - wissen Sie was, ich zeige Ihnen jetzt ein paar Särge, da können Sie sich selbst von der Qualität überzeugen.

Mutter Ernst: Beachten Sie doch bitte das reiche Dekor, - alles im Sterbegeld der Krankenkasse inbegriffen. Die Verarbeitung ist excellent. Sie können natürlich auch ihren eigenen Sarg konzipieren. Wenn Sie diesen mal versuchen möchten.

X {Totenmaske}: Das ist ein Überfall!

X {Totenmaske}: Geld oder Leben!


{Titel} wenige Sekunden später
{Titel} INTERMEZZO
{Titel} PLÖTZLICH UND UNERWARTET
{Titel} eine Déjà Revue
{Titel} und kein Überraschungsfilm
{Titel} (2. Teil)
{Titel} Das Leben ist eine tödliche Krankheit,
die auf sexuellem Wege übertragen wird.
(Klospruch 1990)


Trauerredner: Und... wenn ich noch einen persönlichen Gedanken anfügen darf:
Liebe Angehörige, Liebe Trauergemeinde, Liebe Anwesende. Abschied ist ein bißchen - wie Sterben. -hrm- Mit jedem der von uns geht, geht auch ein Stück von uns. - Entschuldigung. - Wir sind hier und heute zusammengekommen um unseren guten Freund zu seiner letzten Ruhe zu geleiten. Unser Freund hatte noch viele Pläne, - sein ganzes Leben lag noch vor ihm. Er rechnete nicht mit diesem vorzeitigen Ende, wir rechneten nicht damit, - keiner rechnete. -hrm- Aber auch ein kurzes Leben muß mal enden. In solchen Momenten fragen wir nach - Sinn: wieso, weshalb, warum? Der Kreislauf des Lebens fordert seinen Tribut.
Liebe Gemeinde, unser Freund ist tot.
Und... wenn ich noch einen persönlichen Gedanken anfügen darf: Wir werden ihn nie vergessen! Es ist alles nicht mehr so wie früher. Bitte! Ja. Bitte!

{dazu parallel} Ein Stück von ihm lebt in uns fort, und wird immer fortleben! Das Leben ist ein Kommen und Gehen, ein ewiges Werden und Vergehen, ein Geben und Nehmen, ein Hin und Her, ein Hott und Hüh, -äh- das Leben ist ein stetes Auf und Ab. Sein Grab ist uns Mahnung und Auftrag zugleich. Sein Tod ist nicht das Ende, sondern erst der Anfang. Aber auch ein kurzes Leben muß mal enden. Liebe Gemeinde, unser Freund ist tot. - in diesem Augenblick der Ewigkeit Leben und leben lassen, das waren seine letzten Worte. wieso, weshalb, warum?

Blinder: Seid ihr denn verrückt, ihr blinden Hühner, einfach einen Blinden hier auf dem Friedhof zu überfahren! Ihr Rowdies, stimmt doch, hab' ich doch recht, nicht mal auf dem Friedhof hat man seine Ruhe!

Trauerredner: Liebe Trauergemeinde, -hrr-rmm- -hrm- - Und so blicken wir wieder in die Zukunft, und begrüßen voll Freude und Zuversicht das was da kommen werde.
In Gottes Namen! - Die Hinterbliebenen gehen bitte voran!

{dazu parallel} Liebe Trauergemeinde! Liebe Trauergäste! -hr-erm- Die Vögel zwitschern, heute ist ein schöner Tag. - äh, hmm. Kurz und gut: nehmen Sie nur alles in allem: das Leben geht weiter! Wenn Sie jetzt bitte... Ja bitte!

Gärtner: Ja, Antigone, hä, mein Junge, wo ist denn deine Mama?!

Sargträger: Hey, Gustav, kommst Du mal her?! - Mach' mal die Tür auf!

Antigone: Puh!!

Mutter: Huch!, jetzt hab' ich mich aber erschrocken.
Andi, gib' sofort das Ding her. - wo hast denn das schon wieder her?! So, komm' mal her, das kommt jetzt weg, das eklige Zeug. Und tu' mir das nie wieder. Ich will das nie mehr wiederseh'n, ist das klar!? Ich habe Dir schon sooft gesagt, Du sollst nicht mit diesen Dingern spielen.
Na, na, na, Kleines, ich will jetzt nichts mehr hören. Und zur Strafe gibt's heute keinen Nachtisch!

Mutter: Huch, mein Kreislauf.

Mutter Ernst: Hier bitte, Sie wissen ja Bescheid.

Blinder: Seid ihr denn verrückt, ihr blinden Hühner, einfach einen Blinden hier auf dem Friedhof zu überfahren! Ihr Rowdies, stimmt doch, hab' ich doch recht, nicht mal auf dem Friedhof hat man seine Ruhe! Ja, wo gibt's denn sowas.

Trauerredner: In Gottes Namen! - Die Hinterbliebenen gehen bitte voran!

Gärtner: Ja, Antigone, hä, mein Junge, wo ist denn deine Mama?!

Sargträger: Hey, Gustav, kommst Du mal her?! - Mach' mal die Tür auf!

Trauerredner: Liebe Trauergemeinde, - Unser Freund ist nicht von uns gegangen, unser Freund ist nur vorausgegangen. Auch ein kurzes Leben muß mal enden. Undsoweiter, undsoweiter... Lange Rede, kurzer Sinn: Wir wollen Abschied nehmen. - Wir wollen Abschied nehmen!

Mutter Ernst: Ich will das nie mehr wiederseh'n, - ist das klar!

Leichenwagenfahrer: Na, Klener, wat has'te denn? - Ja, ja, - is' schon jut.

Herr Hettemann: huhu
Huhu, hier bin ich. Hier bin ich!

Herr Hettemann: Fang' mich doch, fang' mich doch. - Huch!
Nein, ich will nicht. Laß' mich doch, nein... ich will nicht... Hört doch auf, nein...

Herr Hettemann: Da!

Blinder: Seid ihr denn verrückt, ihr blinden Hühner, einfach einen Blinden hier auf dem Friedhof zu überfahren! Ihr Rowdies, stimmt doch, hab' ich doch recht, nicht mal auf dem Friedhof hat man seine Ruhe! Ja, wo gibt's denn sowas.


{Schild} BESTATTUNGEN ERNST - Neu eröffnet
{Schild} BESTATTUNGEN ERNST - Ende

Herr Hettemann: Ach ja, bevor ich's vergesse: Adieu, Good Bye, Auf Wiedersehen.


{Titel} Ende