Pressestimmen | reviews and articles

15 Mal Queer Crossover: Lesbische Filmemacherinnen aus Berlin wurden gebeten, einen kurzen Filmbeitrag über ihre Vorstellungen von schwuler Liebe und Sexualität zu drehen – umgekehrt sollten schwule Filmemacher einen kurzen Film über lesbische Sexualität oder Erotik drehen.
(http://www.berlinale.de/de/programm/programm_2005/... - Produktionsmitteilung)

This year, the Panorama will feature an unusal omnibus film, the brainchild of Kristian Petersen , who asked 15 queer filmmakers in Berlin to contribute a short film about their idea of gay or lesbian love and sexuality. - The twist: gay men were given the task of making a short film about lesbian sexuality and eroticism, and lesbians were asked to explore the sexuality of gay men. - The result is Fucking Different! , 15 short films, each between 3 and 7 minutes, shot on MiniDV and spanning disparate genres and forms, (...)
(http://www.filmmakermagazine.com/blog/ 2/9/2005 - posted by Steve Gallagher)


Technisch präzise und mit der ihm eigenen optischen Versiertheit führt Michael Brynntrup in ‘BLUE BOX BLUES’ eines seiner Wahrnehmungsexperimente durch. In quälend langen Minuten kontrastiert er den sinnlich-lebendigen, spontanen Eindruck einer Fotografie, die ein lesbisches Liebespaar in zärtlicher Umarmung zeigt, mit ihrer langwierigen, akribischen Inscenierung im sterilen Blue-Box-Studio. Die Dekonstruktion durch Rekonstruktion gelingt, aber sie nachzuvollziehen erweist sich als mühselig.
(FILMDIENST, Nr.10/2005, Mai 2005 - Stefan Volk)

Blue Box Blues - Wie lange dauert ein Augenblick...? Was alles passiert in einem Moment...? Knall und Fall - das Dokument einer Inszenierung und ein Video über die Halbwertszeit von Halbbildern. Michael Brynntrup ist einer der interessantesten aktuellen Berliner Filmemacher und sagt so schöne Sätze wie: "Der Experimentalfilm macht im Gegensatz zum big-budget-Film die inhaltlichen Filtertechniken bewusst deutlich und versucht sie nicht illusionistisch wegzublenden".
(http://www.videoex.ch/film.php?film_id=463&subprog_id=133&prog_id=49 - Mai 2005)

Die Idee klingt vielversprechend: Sieben lesbische Filmemacherinnen und sieben schwule Filmemacher drehen je einen kurzen Film über die homosexuelle Erotik des jeweils anderen Geschlechts. - Einige wenige stellen sich der im Grunde schwindeleregenden Ambivalenz des Themas; Michael Brynntrup zum Beispiel, dessen herausragender Beitrag ‘BLUE BOX BLUES’ in einer Mehrfachbelichtung die Gleichzeitigkeit von Gewalt und Zärtlichkeit, Dominanz und Unterwerfung in einem einzigen intimen Moment einfängt.
(tip Berlin, Nr.11/05, 19.05.2005 - Alexandra Seitz)

...in ihrem Grundton fallen fast sämtliche Einzelfilme entspannt bis heiter aus. Auffällig ist das Fehlen von störenden und verstörenden Momenten in formaler wie inhaltlicher Hinsicht. - Wenigstens findet Michael Brynntrup in ‘BLUE BOX BLUES’ zu so etwas wie einer medienkritischen Position: Ausgehend von der Fotografie eines weiblichen Paares, die intensives gegenseitiges Vertrauen suggeriert, macht er den von viel Personal und Technik begleitenden Entstehungsprozess des Bildes als professionell-abgeklärten Vorgang deutlich, der im deutlichen Gegensatz zur deklarierten Botschaft des Fotos steht. - Am sonstigen Feel-good-Gestus der “fucking different!”-Rolle kratzt außer ihm nur noch “Mit Herz” von Kristian Petersen, (...). Ansonsten scheint das subversive Potenzial der Szene weitgehend erschöpft.
(die tageszeitung, 19.05.2005 - Claus Löser)

'Die Inszenierung': Regisseur Michael Brynntrup arrangiert vor der Blue Box eine Einstellung mit kuschelndem Paar. Samt Flackern und Überblendungsrausch ein klassischer Experimentalfilm.
(Blickpunkt Film, www.amazon.de, 2005 - ger)

Michael Brynntrup legt in seinem Beitrag BLUE BOX BLUES die Differenz zwischen dem illusionistischen Gestus einer Fotografie und dem Herstellungsprozess derselben offen zu Tage. - Mittels der Rekonstruktion des Entstehungsprozesses einer Fotografie, die ein lesbisches Liebespaar in zärtlicher Umarmung zeigt und Vertrauen und Intimität suggeriert, gelingt es Michael Brynntrup, stereotype Wahrnehmungsmuster, auf die die Inszenierung rekurriert, aufzudecken: Die Botschaft des Fotos steht im eklatanten Kontrast zu der mit viel Personal verfertigten abgeklärt routinierten und langwierigen Inszenierung des Bildes in der sterilen Atmosphäre eines Blue Box Studios. - So wird BLUE BOX BLUES zum medienkritischen Dokument einer Marktstruktur, die Gefühlskomplexe in einen industriellen Verwertungsprozess einbindet.
(arsenal-experimental, Verleihinformation, Januar 2006)
In his contribution BLUE BOX BLUES, Michael Brynntrup sheds light on the difference between the illusionist gesture of photography and the production process itself. - By reconstructing the original procedures behind a photograph, which shows a pair of lesbian lovers in a tender embrace and suggests trust and intimacy, Michael Brynntrup manages to uncover stereotyped reception patterns which come back to the staging of the photograph: The message of the photo stands in striking contrast to the serenely routinized and prolonged staging of the image in the sterile atmosphere of a blue box studio, attended to by numerous personnel. - BLUE BOX BLUES becomes a media critical document of a market structure that attaches complexes of feeling to an industrial process of valuation.
(arsenal-experimental, Distribution note, January 2006)

Der Blick in den Medienspiegel bildet in letzter Konsequenz nur sich selbst ab. Brynntrup ist sich dessen durchaus gewahr. (…) Schließlich wird 'in Blue Box Blues' gezeigt, wie das Fotoshooting (Brynntrup in der Rolle des Fotografen) eines lesbischen Paares in seiner Wiederspiegelung des Making-Of sich zunehmend selbst entleert. Die dabei entstehende Entfremdung des Zuschauers lese ich als Kalkül des Filmemachers, wirft dieser mich doch zurück um schließlich nach der realen Beziehung des Paares zu fragen. Dieses entzieht sich jedoch in einer geradezu hermetischen Umarmung dem Blick des Zuschauers. Das erotisch aufgeladene Setting verschliesst sich so dem platten Voyeurismus. 'Blue Box Blues' mag als Schlüsselfilm betrachtet werden, Michael Brynntrups Filme kritisch zu lesen und deren Selbstironie zu entziffern.
(Programmtext, Directors Lounge, Berlin, Juni 2011 - Klaus W. Eisenlohr)
Still, we could proceed further and say: on a final level, the gaze into the mirror of media does only reflect on itself, the media gaze. Brynntrup, being very aware of this, (…) Then in “Blue Box Blues”, the video shows a photo shoot of a lesbian couple (Brynntrup in the role of the photographer) that changes in its repeated reflection of “making of”, the representation of which thus becomes more and more remote. The resulting alienation of the viewer is a calculated means to prompt one to think about the real relationship between the women in front of the camera. However, the two retreat from the viewer into an almost hermetical embrace. The erotically charged setting thus does not feed much into the viewer’s voyeuristic expectations. Maybe “Blue Box Blues” can be seen as a key for understanding Michael Brynntrup’s media reflection as part of his style, aiding the critical reading of his work and the decipherment of his self-irony.
(Program notes, Directors Lounge, Berlin, June 2011 - Klaus W. Eisenlohr)