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Michael Brynntrup's
sinnige Sentenzen | sententious senses

Tagebuchzitate | quotations from the diary

Interview deutsch | interview german

Interview englisch | interview english



Projektbeschreibung | description of the project



x sinnige Sentenzen | sententious senses

Als unabhängiger Filmemacher, der seine Aufgabe vor allem in einer medialen Selbstreflexion sieht (experimenteller Film / Film als Metafilm), versuche ich, Film in allen seinen Erscheinungsformen an dessen inhaltliche und technische Grenzen zu führen. (Und selbstverständlich nehme ich den Zuschauer immer mit an diese Grenzen). - Ich begreife Film in seinem Wesenskern nicht als Massenmedium, sondern als individuelles Erlebnis, das sich vor allem in den Köpfen jedes einzelnen Zuschauers abspielt. In meinen bisherigen Arbeiten habe ich schon immer den Zuschauer ganz direkt angesprochen und ihm das Gefühl vermittelt, an der Entstehung des Films unmittelbar beteiligt zu sein. Insofern erscheint mir die Erforschung der neuen Möglichkeiten der Interaktivität als konsequente und notwendige Weiterführung meiner bisherigen Arbeit.
{persönliche Anmerkung aus den Förderanträgen zum Projekt »Plötzlich Und Unerwartet - ein Mitspielfilm« - 1997ff}
As an independent filmmaker, who sees his task primarily as a mediated self-reflection (experimental film, or film as metafilm), I try to push Film in all its different manifestations to the boundaries of content and technique (and naturally, I always take the viewer with me to these boundaries). I take the essence of film not as mass media, but as an individual experience which plays out in the head of each viewer. In my films to date, I have always directly addressed the viewer, giving him/her the impression of immediate participation in the origination of the film. For me, the exploration of new interactive possibilities is, so far, simply a consistent and necessary extension of my previous work.
(Personal remarks from project grant application, 1997, translation: Wayne Yung)

Ich habe mich in Zahlen umgerechnet.
(Notizen zur website, 1999)

Ich sammele mich.
(Notizen zur website, 1999)


x Tagebuchzitate | quotations from the diary

(+4:37h) (Seit einigen Tagen:) sobald ich ein Modem und Internetzugang besitze werde ich mein Tabu im Internet schreiben... so verstehe ich Computerkunst.
{TB2242.Tabu07, 08.07.96}

(+3:50h) ...am Abend markus hier zu einer Erstanweisung in Sachen homepage: kann ganz 'net' werden, ich will mich aber nicht darin verlieren und zuviel Zeit dafür verwenden. Enden...
{TB2578f.Tabu08, 03.06.98}

(+6:47h) Bei diesen Dingen kann ich wieder kein Ende finden. Meine Arbeit sinnvoll zu organisieren, gelingt mir nicht, - es ist eben keine Arbeit, sondern Lust und Leben.
{TB2600.Tabu08, 31.07.98}

(+4:46h) Ich lasse mich ganz nach dem Lustprinzip leiten: ich verkörpere ein sadistisches Mittel von workaholic und Hedonismus. - Auch heute hab ich mich nur ums Net gekümmert... dabei natürlich mir selbst gehuldigt...
{TB2606.Tabu08, 16.08.98}

(+2:07h) ...gerade markus nach hause gefahren - mit schöner Regel-Mäßigkeit treffen wir uns schon mehrere Wochen / ein Ende ist nicht abzusehen: mit Un-Mäßigkeit steigern wir uns in winzigste Animationen...
{TB2609.Tabu08, 20.08.98}

(+3:38h) eine Zigarette noch ...und in diesem Moment die Idee bekommen, meine privatesten Geheimnisse im Quellcode der html-website zu verstecken (...hier endet das internet...)
{TB2611.Tabu08, 25.08.98}

(+6:15h) ...das Internetz hält mich schon wieder gefangen - angefangen, weiterzumachen und wieder ohne Ende!!...
{TB2631.Tabu08, 27.11.98}

(+5:35h) "Ende in Sicht": "Hier endet das Internet | You are leaving the internet" ...längst als Leitspruch der homepage angedacht, - dieser Tage mit Sinn erfüllt: Ja, hier fängt das Leben an ... mein Archiv als der große Verweis auf alles außerhalb der 1en und 0en.
{TB2667.Tabu08, 27.03.99}

(+6:28h) Gerade nochmal den 03.06.98 nachgelesen = 1. NET-Auftritt mit markus ... hatte damals = vor einem Jahr = ganz zu Anfang gehofft, mich nicht in dieser NETtigkeit zu "verlieren", - muß aber jetzt feststellen: ich habe mich 1 Jahr lang grenzenlos darin verloren!
Der Sinn steht mir schon längst nach anderen Aktivitäten, - aber, das ist die Eigenart des Mediums = es verlangt nach grenzenlosem Input und Informationen, und das ist auch die Eigen-Art einer Selbst-Darstellung = wenn schon, denn schon! (...)
...das Sammeln / Erfassen von Daten steht in direkter Verbindung mit Zeitlichkeit, v.a. wenn es ein 'offenes' Sammelgebiet ist (z.B. alles zum Thema 'X' sammeln). Abgeschlossene Sammelgebiete sind jedem Sammler zuwider (v.a. wenn sie vollständig gesammelt sind), weil der Sammler in seinem Wesen auf der Suche ist. Der Sammler will ab und zu finden, wenn er aber alles vollständig gefunden hat, vernichtet er damit seine Essenz, eben auf der Suche zu sein. Bei einem 'offenen' Sammelgebiet bleibt seine Leidenschaft allerdings immer wach... der Trieb kommt nicht zur Ruhe... und mit der Zeit erfüllt sich seine Passion nach und nach: er blickt 'offen' in die Zukunft und häuft 'Perfektes' an. - Das 'Plusquamperfekt' / das Vorvollendete interessiert ihn nicht, er will 'Präsens', er ist 'präsent' in der Erfüllung seiner Passion.
{TB2683f.Tabu08, 11.06.99}


x Interview deutsch | interview german

MH:
Mittels des Netzes hat auf einmal der Filmemacher die Chance seinen Film, seinen Stoff individuell zu publizieren. [...]. Wir haben darüber mit Michael Brynntrup gesprochen, seines Zeichens Filmemacher in Berlin, Experimental- und Kurzfilmemacher, der glaube ich ein Oeuvre hat von ungefähr 70 Filmen mittlerweile.
MB:
Man will ja mit den Filmen zum Publikum, und ich persönlich mit meinen Arbeiten will eigentlich in einen unmittelbaren Dialog mit dem einzelnen Zuschauer, nicht mit dem Zuschauer als Massenphänomen, sondern wirklich mit dem Zuschauer als einzelne Figur, treten und da hat sich das internet für mich angeboten. Also da gibt es einfach den Rückkanal, da gibt es den direkten Austausch mit dem Zuschauer und das war für mich ein ganz entscheidender Grund, Filme ins internet zu stellen.
(Interview von Markus Heidmeier am 10.05.07, Deutschlandradio Kultur, blogspiel, Sendung vom 12.05.07)


BR:
Peter Kubelka spricht von "Schlaganfällen" der Technologie, wenn wieder einmal ein Format unlesbar wird.
MB:
Ich habe im Jahr 2000 eine CD-ROM mit dem Titel "Netcetera" gemacht. Meine erste Website war für 56k-Modems angelegt, die Seite hatte ungefähr 15 MB, das wollte ich auch offline haben und habe deswegen eine CD-ROM produziert, die viel mehr Speicherplatz hatte. Da hatte dann ein Introfilm gleich einmal 17 Minuten. Dazu gab es meinen Arbeitsraum als 3-D-Panorama, in dem man sich digital bewegen konnte. Diese CD-ROM funktioniert auf der neuen Generation der Mac-Rechner nicht mehr. Bum! Die muss ich noch einmal neu rechnen. Ich habe 800 Stück produziert, verkauft nicht so viel. (...)
BR:
Ist die Website selbst ein Werk?
MB:
Ursprünglich war die Notwendigkeit da, ein wenig Struktur in die fünfzig Filme zu bringen, die ich hatte. Aber auf 5 MB und nicht auf 750 GB. Ich habe das dann bald als Äußerung gesehen und nicht einfach als Katalog. Die Seite hat ein mediales Eigenleben bekommen.
(Interview von Bert Rebhandl am 07.06.2008, die tageszeitung, Kultur, 12.06.2008)


Interview | interview
Bert Rebhandl, "Rette dein Leben!",
die tageszeitung, Kultur, 12.06.2008

x Interview englisch | interview english

contact: michael@brynntrup.de


x Projektbeschreibung | description of the project

»www.brynntrup.art«
Jedes Medium erzeugt seine spezifischen Inhalte. Das Internet (überhaupt jede Computertechnik) ist im wesentlichen (und am deutlichsten) charakterisiert mit dem Begriff EDV (Elektronische Datenverarbeitung). Die spezifischen Inhalte sind Daten, und zwar in den Kategorien: Raum und Zeit, Information und Kommunikation. Mein inhaltliches 'Inter-esse' an bzw. in dieser Website liegt nicht allein in meiner Selbstdarstellung als Autor und AV-Künstler, sondern insbesondere in dem Thema 'EDV' ('Was ist das? und Wohin führt das?'), - das allerdings immer schön am Beispiel des Herrn Brynntrup.

Tricks und Ticks der Statistik
Der Bereich »Chronologie« widmet sich dem Phänomen der Statistik, also dem Phänomen des Sammelns, Ordnens und Darstellens von Daten. Die Statistiken enthalten Wahrheiten, statistische Halbwahrheiten und auch numerische Absurditäten zum Thema 'Kunst und Leben' am Beispiel des Herrn Brynntrup.

Life is live (und Tabu bleibt Tabu)
Der Bereich »Biografie« steht unter dem Motto »Life is live (und Tabu bleibt Tabu)«. Dieser Bereich widmet sich dem Problem bzw. der Unmöglichkeit, ein komplexes Leben in Bildern, Worten und Zahlen darzustellen. Obwohl dieser Bereich selbstverständlich auch informativ ist, soll es hier in einem allgemeineren Sinne um das Wesen bzw. Aspekte von Datenerfassung und Informationsverarbeitung im Spannungsfeld zum 'realen Leben' gehen.

Vom wahren Wesen der Archivare
(als Avatare ihrer Verwahrung)

Der Bereich »Filmografie« ist der umfangreichste und detaillierteste Teil der Website. Dieser Bereich stellt eine archivarische Superlative dar und ist nicht nur ein Symptom der besonderen Analfixierung des Herrn Brynntrup, sondern auch ein Symptom der allgemein-gegenwärtigen Entwicklung, der zwangsläufig-selbstreferentiellen Tendenz einer Archivkultur, die mit EDV und Informations-Vernetzung ihren bisherigen Kulminationspunkt erreicht hat. ('Woher kommt das? und Wohin führt das?').

Hier endet das Internet
Der Bereich »etc.« steht unter dem Motto »Hier endet das Internet« oder auch »undsoweiter und sofort - etc.pp.« (bzw.www.usw.usf.). Hier befinden sich einige zirkuläre Verknüpfungen, die durchaus auf die Tautologien aller totalitär angelegten Systeme (wie z.B. das Internet selbst) hinweisen. Insgesamt ist dieser Bereich sehr spielerisch angelegt. Wer dies liest... ist genau hier angekommen. Und zwar jetzt. Herzlich willkommen!

(aus den Anträgen auf Film- und Vertriebsförderung zu dieser website, 1998/99)

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