Michael Brynntrup's
sinnige Sentenzen | sententious senses

Tagebuchzitate | quotations from the diary

Interview deutsch | interview german

Interview englisch | interview english



x sinnige Sentenzen | sententious senses

ENDE - soweit so gut
{Informationsblatt zum Film, 1984ff}


x Tagebuchzitate | quotations from the diary

»Todesstreifen, ein deutscher Film« - Habe gerade die Titel für die Dreifachprojektion gemalt. Wie wir überhaupt heute sehr aktiv waren für den Film. Karl, Andreas, natürlich Frank (und eine Freundin von Karl, Karin). Haben mitgeholfen und mitgedreht. Das Wetter war wunderbarst; durch die grelle Sonne wird's vielleicht zu starke Kontraste geben, mal sehen. Ich fand den Drehtag jedoch wunderschön. Wir sind alles in Ruhe angegangen; haben am Mittag alle Leute eingesammelt -mit Verzögerungen selbstverständlich; haben noch Cola geholt von der Tankstelle. Dann locker den Ort besichtigt. Es hat richtig Spaß gemacht mit all den symphatischen Leuten, kein Streß, wohl mal Kontroverse Diskussionen; Andreas -die dritte Kamera- hat sich in den Pausen selbstständig gemacht und Schnappschüsse fotografiert; die kurzen Diskussionen waren gut, wenn ich aus einer sicheren Position darauf ruhig eingehen konnte: ich wußte, was ich wollte und warum. Die Regiearbeit hat mich nicht überfordert, wie das wohl noch im Theatro in Trastevere gewesen war. Nun bin ich mal äußerst gespannt, wie die Aufnahmen geworden sind, auch weil ich eben nicht alles selbst kadriert habe. Die Hauptarbeit ist natürlich noch die am Schneidetisch, und ... das rein Handwerkliche liegt mir leider nicht; bleibt's abzuwarten. (...anschließend noch in's Mitropa Kaffeetrinken).
{TB0623.Tabu03, 19.06.83}

Heute waren Frank und ich nochmal 'vor Ort', und haben den Rest abgedreht. Wieder sonnigstes Wetter und sonnigste Gemüter. Frank hat Spaß an dem Film und möchte mit seiner Didaktischen Einheit eine passende Vertonung machen: monotone Saxophonrhythmen, Walpfeifen und zwei andere vorbespielte Musikcassetten, die allesamt live gemischt werden bei der Vorführung in der Hasenheide. - Der ganze Film, von der ersten Idee, bis zum fertig gedrehten Material, ist jetzt nach zehn Tagen soweit fertig. Das finde ich schon mal ganz erstaunlich. So zufällig, wie sich die Mitarbeiter (Karl und Andreas) dazufanden -nämlich bei der gemeinsamen Heimfahrt vergangenen Dienstagabend-, so gut paßte das Team zusammen: Übrigens hat Frank an die Klowand 'Wenn ich töten könnte...' geschrieben, im Moment des Schreibens eine Überraschung auch für mich: er wollte den Spruch zuvor nicht verraten. Ich fand das Spiel gut. (Mein Vorschlag war zunächst 'So long' mit Anlehnung an Wenders; der Spruch ist aber in bevorzugter Position trotzdem, sogar in derselben Szene drin!; eine andere Möglichkeit war 'soweit so gut').
{TB0623.Tabu03, 20.06.83}

Seit viel-zu-langem wieder filmisch aktiv geworden: 9 h aufgestanden zum Dreh an der Todesstreifen-Videoversion; seit sechs Jahren nicht mehr am spektakulären Drehort gewesen und heute sieht's dort immer noch aus, wie Niemandsland.
{TB1459.Tabu05, 10.10.90}

Todesstreifen (TS VV III) ist jetzt fertig und in Serie kopiert.
Natürlich gibt's wieder dieses und jenes zu bemängeln und mich reizt es auch wieder sehr, eben noch dies und das zu korrigieren, - aber besser ist: das Projekt jetzt als abgeschlossen zu betrachten. (auch muß es ja noch auf 16mm gebracht werden).
{TB2118.Tabu07, 05.09.95}


x Interview deutsch | interview german

SU:
Du gehst ganz explizit vom 'Deutschen', oder sagen wir besser Mitteleuropäischen aus in Deinen Filmen. Gibt es für dich auch heute noch eine kulturelle Identität einzelner Völker?
MB:
Ja klar. Wir sind so stark beeinflußt von Geschichte, daß es auch unmittelbare Auswirkungen auf die Gegenwart hat. Wenn man sich damit nicht befaßt, wenn man diese abendländische Kultur verleugnet, begibt man sich völlig in ein Vakuum.
SU:
Kann man sich das denn heute noch leisten, z.B. auf seine deutsche Vergangenheit zu pochen?
MB:
Ja, in »Todesstreifen - ein deutscher Film« habe ich z.B. etwas zur Mauer gesagt, und im »Der Rhein - ein deutsches Märchen« habe ich nicht etwas zum Nationalsozialismus, sondern zum Wirtschaftswunder-Deutschland gesagt, also zu der Zeit, die uns geprägt hat, in der wir groß geworden sind, das gehört für mich zur Person und zum Jetzt. Ich kann mir nicht vorstellen ein Thema der deutschen Geschichte aufzuarbeiten, nicht mal die Verfolgung der Homosexuellen im dritten Reich womöglich in dokumentarischer Spielfilmform. Dazu meine Meinung darzubringen, halte ich für vollkommen überflüssig und fühle mich auch garnicht kompetent genug dazu. Es gibt andere Sachen, die viel konkreter und mir viel näher sind. Heute gibt es auch noch Homosexuellenverfolgung und ich finde es sehr wichtig, wenn man das persönlich erfahren hat, daß man darüber dann mit seinen Mitteln berichtet; daß man sich selbst als Beispiel nimmt.
(Interview mit Michael Brynntrup, von Steff Ulbrich, translated and printed in: BERLIN - Images in Progress, Contemporary Berlin Filmmaking, Edited by Jürgen Brüning and Andreas Wildfang, Hallwalls / Buffalo, 1989)


x Interview englisch | interview english

SU:
Your work is explicitly based on 'das Deutsche' (German-ness), or maybe we should say on Central Europe. Does the cultural identity of different peoples still exists for you?
MB:
Yes, sure, we are strongly influenced by history, there are direct effects on our time. If you don't deal with it, if you deny this occidental culture, you are placing yourself in a vacuum.
SU:
But can you still afford, for example, to insist on your German past?
MB:
Yes, I made a statement on the Berlin Wall in »Todesstreifen - ein Deutscher Film« (Deathstrip - a German Film), but I didn't make a statement on national socialism in »Der Rhein - ein Deutsches Märchen« (The Rhine - a German Fairytale) but on the Germany of the 'economic miracle'. It is that time which has shaped us and in which we grew up. That belongs to my person and to the present time. I can't imagine reappraising an aspect of German history, not even the persecution of homosexuals during the Third Reich... even in the form of documentary fiction. I regard it as completely unneccessary to present my opinion on that, not do I consider myself competent to do so. There are other things which are closer to myself and more concrete. Persecution of homosexuals still exists today and I think it's important to report this as I have experienced it myself. You take yourself as an example.
(Interview with Michael Brynntrup, by Steff Ulbrich, printed in: BERLIN - Images in Progress, Contemporary Berlin Filmmaking, Edited by Jürgen Brüning and Andreas Wildfang, Hallwalls / Buffalo, 1989)


MB:
That was my second film, a triple projection on Super8 about the Berlin Wall shot in 1983, when nobody wanted to speak about this wall. This film was rarely shown although because it was a triple projection on Super8. It was on two or three festivals and no more shown anywhere else. So in 95 when the wall was down I thought this is good footage and I decided to use this footage for a single screen version. I visited again the location, did some shots from the situation 10 years later, put all the material in the computer and mixed it and reconstructed it and now there is a 16mm film. It´s called »Deathstrip«, 'strip' means film, right? 'Todesstreifen' was the expression for the wall.
(Interview by Barbara Goslawski on CKLN-FM Radio at Ryerson University, Toronto, 05.11.99)


Radio - Interview | radio - interview
Barbara Goslawski, interview on »EXPOSITUS«,
CKLN-FM Radio at Ryerson University, Toronto, 05.11.99


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