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Pressestimmen | reviews and articles

Zum zehnten Mal in der Sektion Panorama:
Der Berliner Film- und Medienkünstler Michael Brynntrup
von Ulrich Wegenast


»NY 'NY 'n why not« ist ein kurzer Musikfilm im Rhythmus der 90er und ein musikalischer Spaziergang über die Christopher Street. - Brynntrups 10. Film in der Sektion PANORAMA ging unmittelbar aus der Berlinale-Teilnahme des vergangenen Jahres hervor. Sein damaliger Film »TABU V (wovon man nicht sprechen kann)« gewann im PANORAMA den Preis der New York Film Academy, der mit einem Aufenthalt in New York dotiert war, wo eben dieser neue Film entstand.

Die Bilder zu »NY 'NY 'n why not« filmte Brynntrup nicht nur 1998, sondern teilweise schon Anfang der 90er Jahre in New York. Auf Super8 gedreht, digital geschnitten und "aufgeblasen" auf 35mm ist »NY 'NY 'n why not« ein für Brynntrup charakteristisches "Work-in-progress"-Produkt. Oft entsteht das Bildmaterial spontan und dicht an den Figuren, und wird erst Jahre später nach aufwendigen Transformationsprozessen zu einem Film verarbeitet. Über 50 Kurz- und Langfilme hat Brynntrup seit 1981 hergestellt und »NY 'NY 'n why not« fügt sich perfekt in dieses faszinierend-wuchernde Gesamtfilm-Puzzle.

»NY 'NY 'n why not« ist gleichermaßen ein Blick zurück und nach vorn: Zum einen wirft Brynntrup wie in den früheren Filmen »Narziß und Echo« (PANORAMA 1990) und »Liebe, Eifersucht und Rache« (PANORAMA 1992) einen lustspielerischen Spot auf das facettenreiche Bild der Drag Queens, zum anderen bedient er sich hier einer aktuellen Videoclip-Ästhetik (stärker noch als in seinen bisherigen Musikfilmen, z. B. den »Totentänzen« der 80er Jahre, und jetzt noch betont durch die kongeniale, elektronische Musik von DJ Jay Ray).

»NY 'NY 'n why not« ist aber kein Video. Auf der großen Leinwand, und nicht auf dem TV-Monitor, entfaltet das kurze Werk erst seine Dynamik: von der getragenen, schwebenden Ruhe der Anfangsbilder bis zu den zuckenden Beats und Bewegungen der Schlußsequenz. Die Monumentalität der Kinoleinwand wird durchbrochen und porös durch die Grobkörnigkeit des fragilen Super8-Materials und die flirrende Leuchtkraft der digitalen Bildbearbeitung; auf einer experimentellen Metaebene ist dieser Film auch eine subtile Medienreflexion der 90er.

»NY 'NY 'n why not« ist nicht nur eine Hommage an die vitale New Yorker Drag Szene und die "elektronischen" 90er, sondern auch ein Erinnern an die Homo-Revolte auf der Christopher Street vor 30 Jahren und ein lustvolles Schwelgen in den urbanen Bildern der Gegenwart.

(Pressetext zur Premiere, Februar 1999 - Ulrich Wegenast)

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Interview | interview
Senta Siewert, "Gewinner Publikumsfestival" (»NY 'NY 'n why not«), www.filmgarten.com, Gewinnersite, Januar 2001