Michael Brynntrup's
sinnige Sentenzen | sententious senses

Tagebuchzitate | quotations from the diary

Interview deutsch | interview german

Interview englisch | interview english



x sinnige Sentenzen | sententious senses

Ein Medium ist keine Verkürzung, indem es das eine zum anderen bringt, sondern eine Addition von zweien um ein Drittes. Ein Medium ist nicht statisch, keine Brücke, sondern entwickelt ein Eigenleben, indem es aktiviert wird.
{Informationsblatt zum Film, 1994ff}

A medium is not an abbreviation that brings one thing to another, but rather a third added to two. A medium is not static, not a bridge, but develops a life of its own whenever activated.
{Information sheet of the film, 1994ff}

Das EKG einer Seelenwanderung. Elektrografie der 4. Dimension. (Die Familienchronik eines Junggesellen, das Selbstportrait als Autobiographie).
{Informationsblatt zum Film, 1994ff}

The ECG of metempsychosis. Electrographics of the 4th Dimension. (The family chronicle of a bachelor, self portrait as autobiography).
{Information sheet of the film, 1994ff}

Jedes Bild ist ein Selbstbildnis, - es zeigt vor allem und zunächst: sich selbst.
{Informationsblatt zum Film, 1994ff}


x Tagebuchzitate | quotations from the diary

Die Fotokopienbilder sind recht formal, d.h. zu wissenschaftlich. Die Bilder lassen sich eines aus dem anderen berechnen. Selbst die Veränderungen beruhen noch auf Konstanten, alles andere ist zufällig. Aber Kunst darf so wenig berechenbar wie zufällig sein. Ein Künstler darf sich nicht auf eine große Idee beschränken, und die dann vervielfältigen und kopieren, auch nicht wenn die große Idee das Vervielfältigen und Kopieren selbst ist. Ein Kunstwerk soll an allen Ecken und Enden von Ideen nur so sprühen, so daß eine Assoziation (= Hinzugesellung) des Publikums möglich wird. Das geht besonders beim Film.
{TB0455f.Tabu02, 05.01.82}

(Kunst und Leben) Das Herz zerreißt, oder zerspringt vor Glück, - das ist Leben: momenthaft, augenblicklich, aktuell, live. In glücklichen Momenten, die auch die Kunst hat, kann sie vielleicht den Augenblick bannen, gefangennehmen, fixieren. Aber sie kann nicht -wie auch das Leben nicht- dem Moment Dauer verleihen.
{TB1785f.Tabu06, 07.09.93}

Das Medium wahrnehmbar machen ... heißt, die Privatsphäre definieren. Jede Äußerung sagt: bis hierher; das Mehr an Inhalt wird immer vorenthalten. (Aber der Rezipient tut das Seinige dazu).
{TB1785f.Tabu06, 07.09.93}

Viele Faktoren machen die (Foto-) Kopie zum Original; am 'konsequentesten' überzeugt der Faktor Zeit. / Die Fluktuation der Maschinen, die in immer kürzer werdenden Abständen erneuert werden (= neuen Generationen des 'Handwerkszeuges'). Dieser Durchlauf der Maschinen macht die einmal gemachte Kopie zum spätestens-dann nicht-mehr-reproduzierbaren Unikat / Original.
{TB1817.Tabu06, 08.12.93}

Möglich auch, daß ich die 56 Generationen noch über die »Herzsofort.Setzung« hinaustreibe... die Idee eines nicht endenden Lebenswerkes fasziniert mich, ich bräuchte allerdings ein neues formales Konzept (technische Neuerungen, da ich die gegenwärtigen Techniken bereits alle benutzt habe). Auch könnte ich mich nun = Jahr für Jahr = vor das davorige davorstellen; das ist zunächst ein JA.
{TB2091.Tabu07, 20.06.95}

(...) und auch die 68ste Generation HerzSofort ist jetzt digitalisiert (ich könnte die Generation jetzt ins Internet schicken und zur beliebigen Weiterbearbeitung anbieten...)
{TB2356.Tabu07, 16.01.97}


x Interview deutsch | interview german

CH:
Zelebriert sich da die Kunst nicht auch ein bißchen selbst? Also es gibt irgendwo einen Auftakt und dann wird's reproduziert. Provozierend gefragt.
MB:
Kunst zelebriert sich selbst - ja. Aber das, das tut sie ja sowieso, das ist ja Kunst. Daß sie eben etwas herstellt, produziert, einen Schlußpunkt setzt und sagt: das isses.
CH:
Gibt's für dich ein bestimmtes Lieblingsmedium?...
MB:
Eigentlich nicht. Was ich ja liebe ist die Eigenart am Medium... Also: Jedes Medium hat so seine speziellen Möglichkeiten und Eigenarten und darum mag ich in vielen Medien arbeiten, weil alles hat sein Spezielles, Besonderes.
(Interview von Claus Hanischdörfer zur Ausstellung »Herzsofort.Setzung«, SAT.1 Regionalreport Baden-Württemberg, Sendung vom 04.01.96)


TV - Interview | TV - interview
Claus Hanischdörfer, Interview Auszug zur Ausstellung »Herzsofort.Setzung«,
SAT.1 Regionalreport Baden-Württemberg, TV-Sendung vom 04.01.96


OggiSicilia:
Ihre Arbeit ist wesentlich von einer Reflexion der Medien charakterisiert.
MB:
Ich bin interessiert am Diskurs zum Thema "Metafilm"; so versuche ich eine direkte Beziehung mit den Zuschauern aufzubauen, sie geistig miteinzubeziehen und anzusprechen, jenseits der filmischen Illusion. Und wenn ich dann z.B. selbst auftrete, mich konkret und quasi dokumentarisch ins Spiel bringe, auch dann geht es mir nur darum, zu hinterfragen, was überhaupt mit filmischen Mitteln gesagt werden kann, bzw. bewußt werden kann.
(OggiSicilia, "Interview mit dem vielseitigen Regisseur und berliner Experimentator Michael Brynntrup: Mythen, Fiktion und Travestie auf Video", 22.01.99 - Paola Nicita, deutsche Übersetzung: MB)


x Interview englisch | interview english

"The idea of a film is more important to me than its technical perfection." says Michael Brynntrup... "But I respond to the technical possibilities... Motion pictures are the best means of expressing myself. They are alive. Painting is dead and I don't want to end up in a museum." Brynntrup often performs the leading role in his movies, which deal with subjects such as death, handicaps, narcissism and experimental film itself.
(Andy Warhol's INTERVIEW, September 1987 - Eva Seidel)


OggiSicilia:
Brynntrup, il suo lavoro è caratterizato essenzialmente da una riflessione sul mezzo...
MB:
"Sono interessato a un discorso sul 'metafilm', cerco di avere un rapporto diretto con gli spettatori, di coinvolgerli mentalmente, al di là dell'illusione cinematografica; quando recito inoltre, col porre me stesso sulla scena, mi metto in gioco e cerco di comprendere cosa è possibile dire".
(OggiSicilia, "Intervista con il poliedrico regista e sperimentatore berlinese Michael Brynntrup: Miti, finzione e travestitismo in video", 22.01.99 - Paola Nicita)

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PHILMOGRAPHIE-NOTIZITATE | PHILMOGRAPHIE-NOTIZITATE

DEN TASTSINN DER NETZHAUT REIZEN (Text von MB zur »Herzsofort.Setzung«)