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Pressestimmen | reviews and articles

Brynntrups neuer Film (mit Udo Kier) wurde von den Filmfestspielen abgelehnt. Unter dem Titel "Wir Specken ab und Brynntrumpfen auf" organisieren etliche weltberühmte Berliner Tunten eine einmalige Sondervorführung mit Live-Acts. (Berlinale IM EIMER, 17.2.)
(Siegessäule, 2/1993)

Auffällig Michael Brynntrup mit seinen zwei Beiträgen »Plötzlich und Unerwartet - eine Déjà Revue« und »Liebe, Eifersucht und Rache«. Er persifliert den Tod bzw. die Liebe. Gekonnt und ernüchternd.
(Dresdener Neueste Nachrichten, 24./25.04.1993 - Dani Barsch)

Der neue Film von Michael Brynntrup »PLÖTZLICH UND UNERWARTET« (1993) betrachtet das Leben als eine tödliche Krankheit, die auf sexuellem Wege übertragen wird. Udo Kier gerät in einen Kreislauf des Todes, wobei Mara Mattuschka als Bestattungsunternehmerin die Fäden bis fast zum Schluß zusammenhält.
(Programm arsenal, July / Aug. 1993)

Neben zwei bekannten Fassbinder-Filmen mit Kier [...], der neue Film von Michael Brynntrup, »Plötzlich und unerwartet« [...]. In Brynntrups Film sehen wir Kier auf dem Weg zum Friedhof, in einem Bestatterbüro, wir sehen eine Bestattung, die Kier sieht, und plötzlich sehen wir das ganze nochmals und nochmals, und Kier sieht sich selbst in den Kellern des Friedhofs, zwischen Särgen, wir hören ihn rückwärts reden, der ganze Film bewegt sich plötzlich rückwärts... Wie immer bei Brynntrup ein Film, der dem Zuschauer den Ball zuspielt, der den Film entschlüsseln, enträtseln soll. Vielleicht ein Film über die Zeit? Oder über das Leben, das möglicherweise eine Krankheit ist, die zum Tod führt? Der Zuschauer möge entscheiden.
(Siegessäule, 8/1993 - Michael Höfner)

»Plötzlich und Unerwartet«, ein Mehrfachschnitt durch eine Trauerfeierlichkeit. Brynntrup seziert den eigentlichen Akt des Tränenkullerns, des Gedenkens an den teuren Toten. Durch mehrere Veränderungen und Überblendungen der zeitlichen und örtlichen Koordinaten entsteht die Vermutung, daß jede Friedhofszeremonie Ergebnis eines Mordkomplotts lüsterner Angehöriger oder raffgieriger Beerdigungunternehmer ist.
Der Tod tritt als Maske auf, die sich unterschiedslos über verschiedene Gesichter stülpen läßt. Jeder liebäugelt mit dem schrecklichen Todesantlitz, vielleicht, um einmal zu erschrecken, um eine einzige Wirkung auf andere Menschen gehabt zu haben. Aber auch die provozierte Angst vor dem Tod erweist sich nur als Ekel vor einer häßlichen, schmutzigen Gestalt, vor dem anderen, als der er der Norm des Lebens gegenüber steht. Der Tod ist tabu, weil er nicht in die sauberen Straßen paßt, er ist verdammt, ausgesondert in die begrenzte Zone Friedhof, genauso wie der Kranke am besten interniert gehört oder Homosexuelle als Randgruppe in der heterosexuell normierten Gesellschaft definiert werden.
(Neues Deutschland, 18.11.1993 - Mario Stumpfe)

»PLÖTZLICH UND UNERWARTET«: vielleicht liegt es daran, daß sein eineiiger Zwillingsbruder bei der Geburt starb, daß Michael Brynntrup so fasziniert vom Tod und seinen Begleiterscheinungen ist. So schuf der 34jährige Wahlberliner zwischen 1988 und '91 einen achtteiligen Zyklus kurzer Totentanzfilme, Spiele mit Schädeln [...] In »Plötzlich und unerwartet«, Brynntrups jüngstem Werk, besteht eine Trauerrede nur aus einer zusammenhanglosen Aneinanderreihung der bei solchen Gelegenheiten verbreiteten Platitüden. Ebenso spult Mara Mattuschka als Bestatterin lauter Klischees ab, als ein Kunde (Udo Kier) sich bei ihr schon mal eine prima Beerdigung bestellen will. Nach und nach entwickelt sich aus der Situation eine immer irrer werdende, geschickt verschachtelte "Déjà Revue" mit stets aus anderen Blickwinkeln wiederkehrenden Szenen und Momenten. Alles in allem ein bizarres, anregendes, unterhaltsames Programm.
(zitty Berlin, 23/1993 - Jan Gympel)

"Sinnen auf den Tod ist Sinnen auf Freiheit. Wer sterben gelernt hat, versteht das Dienen nicht mehr." (Michel de Montaigne) - So die Lebensphilosophie eines Künstlers, der durch Filmemachen die prägende Konfrontation mit dem Tod aufarbeitet. Gedreht auf 16mm, unterstützt von der exzentrischen Erscheinung des 'enfant terrible' Udo Kier (einst Hauptdarsteller in Filmen von Warhol und Fassbinder), wagt Michael Brynntrup eine Gratwanderung zwischen Avantgarde und Trash, die einem Entfesselungsakt gleichkommt. Das wahrlich Unwirkliche von Brynntrups morbid-bizarren Filmphantasien findet Anhaltspunkte in der Biographie des Künstlers, der mit seinen filmischen Selbstbespiegelungen Abwehrreaktionen gegen die Endlichkeit des Seins freisetzt und der Allgegenwart des Todes auflauert. Es gibt kaum einen Fim von ihm, in dem nicht irgendwann irgendwo ein Totenschädel auftaucht. TOD. TODESSTREIFEN. TOD CHRISTI. TOTENKOPF. TOTENTANZ: Dies sind allesamt archetypische Motive hinter denen schwere Depressionen, Schwermut und Tristesse zu vermuten sind. Auf die Stimmung in den meisten Filmen treffen die Vermutungen jedoch kaum zu. - Im Gegenteil! Brynntrup hat einen ausgeprägten Humor, einen schwarzen, versteht sich.
(Katalog 10. Schwule Filmtage Freiburg, März 1994)

Spaß zwischen Gräbern Wer Galgenhumor mag, weiß sich bei Michael Brynntrup in besten Händen. Denn in den skurrilen Stories des Berliner Filmemachers mangelt es an grotesken Gestalten, Friedhofsfetischisten und sonstigen Freaks weiß Gott nicht. [...] Das schwarze Herz im Zuschauer kommt dann morgen mit der Fimtrilogie »Plötzlich und unerwartet: Der Elefant aus Elfenbein« auf seine Kosten. »Plötzlich und unerwartet« beispielsweise prangert auf sehr makabre und morbide Weise das tagtägliche Geschäft mit dem Tod an: da spekuliert eine ehrgeizige Bestattungsunternehmerin in kühler Büroatmosphäre über Sargkosten, ein Pfarrer gar spult seine Phrasen am Grab monoton wie eine Schallplatte runter, buisiness as usual, sozusagen.
(Nürnberger Zeitung, 21.03.1994)

Junge, meist schwule Männer beschäftigen sich mit dem Totenschädel als Symbol für Sinnlichkeit. Der Tod wird zur lustvollen Performance erhoben. Höhepunkt: Udo Kier, einst Warhols schönstes Monster, muß in den Sarg, um dem Tod den letzten Schrecken zu nehmen. Als Überschrift zu dieser Sterbe-Travestie wählte Brynntrup einen Klospruch aus dem Jahr 1990: "Das Leben ist eine tödliche Krankheit, die auf sexuellem Wege übertragen wird."
(ADAM, Nr. 132, 8/1994 - Hermann J. Huber)

»Plötzlich und unerwartet: Der Elefant aus Elfenbein« sind zwei Filme in einem. Hier wird unter anderem die Ewigkeit in zweierlei Hinsicht thematisiert: als Stillstand -der Film wird zum Bild- und als Geschichte, die genau da aufhört, wo sie anfängt -als ständige Wiederholung.
(Programm B-Movie Hamburg, Dezember 1998 - Hajo Seng)

His short film »Sudden and Unexpected« deals with AIDS and surprisingly, it's a funny film. "It was shot around the time when films like »Philadelphia« were out - sentimental films. I wanted to do a funny film in a trashy environment," he adds.
(The Ubyssey, Vancouver, 23.11.1999 - Aisha Jamal)

Like the beginnings of his films, the endings too are halting. [...] In »Plötzlich und Unerwartet« Udo Kier shuts a door after saying goodbye to the camera, signalling the abrupt end to a maze-like plot which loops around itself, so that the order of events remains opaque (we see the same event from three different perspectives but they seem to occur sequentially). [...] Taking imitation to profane heights... in »Plötzlich und Unerwartet« - a film replete with tangled repetitions - Ichgola Androgyn further displays his versatility by taking on three separate roles, unrecognizable as the same actor.
(Alice Kuzniar, "The Queer German Cinema", Stanford University Press, July 2000)

Mitspielfilme und multimediale Interaktionen - Als ideal für seine Arbeitsweise und Absichten wird Michael Brynntrup das Aufkommen neuer medialer Kommunikations- und Speichermedien erschienen sein. Schließlich kommt die offene Struktur des Internet den ineinander verschachtelten Experimenten dieses Filmemachers ziemlich nahe. [...] Derzeit sitzt Michael Brynntrup an einer weiteren Webkunst-Arbeit: Sein Film »Plötzlich und Unerwartet - Eine Déjà-Revue« (1993), in dem Udo Kier die Hauptrolle spielte, soll als "Mitspielfilm" für das Internet aufbereitet werden. Auf der Basis kleiner Flash-Animationsfilme ist es dem Nutzer möglich, in den Ablauf des Spielfilms einzugreifen, der auf einem Friedhof stattfindet und die Vorkommnisse während einer Begräbnisfeier aus drei Perspektiven zu einem Kreislauf vereint. Der Mitspieler nimmt an einem Quiz teil und hat an verschiedenen Stellen Fragen zu beantworten, die es ihm - falls richtig beantwortet - erlauben, sein eigenes Skelett zusammenzusetzen und schließlich der eigenen Beerdigung beizuwohnen.
(epd-film, Frankfurt a.M., September 2000 - Helmut Merschmann)

Inhaltsangabe: Experimental-Kurzfilm, bei dem Egon Hettemann (Udo Kier) an einer Bestattungsvorsorge-Beratung teilnimmt und dort mit einer Totenkopfmaske in Berührung kommt. Auf dem Friedhof wechselt die Totenkopfmaske ständig den Besitzer, sodass sie jedem der anwesenden Trauergäste und Friedhofsmitarbeiter einmal in die Hände fällt. Durch die permanente Weitergabe der Maske wiederholen sich bald die Träger, wodurch ein Déjà-vu-Phänomen ausgelöst wird...
(FILMSTARTS.de Online-Magazine ca. 2002)

Michael Brynntrup所放映的的电影中,《似曾相似》或许是相对好理解的一部作品。实践应该是线性的,永远朝着前方奔去,但是在“似曾相似”这部作品中, Michael Brynntrup为我们展现出了一个另类的时间概念——姑且称之为环形时间。在这个概念下,时间是封闭的状态。无论从哪一点切入时空,我们都可以了解到 整个事件的过程。但是由于时间不会停滞,我们切入的时刻会影响到我们对事件的感受。这一点Michael Brynntrup处理得很巧妙,通过一个魔鬼面具作为线索,引导着观众进入到环形的时间隧道。事件的重复再重复,让观众进入到一个魔幻的世界。时间一个 如此浩瀚的概念,转眼间就在Michael Brynntrup手上变得可以把握与解构了。《似曾相似》带有浓厚的人生哲理的意味,时间的回环消解了人生的偶然与必然之间的界限,人生的思考角度真的 可以是多方面的。
(EducationForum in SunYat-Sen University, 23.12.2004 - LiLibin)

{Deutsche Übersetzung: Von den von Michael Brynntrup gezeigten Filmen ist Déjà vu vielleicht derjenige, der relativ gut verstanden wird. In Déjà vu stellt uns Michael Brynntrup ein alternatives Konzept von Zeit vor - nennen wir es zirkuläre Zeit -, denn die Praxis soll linear sein und sich immer vorwärts bewegen. In diesem Konzept ist die Zeit ein geschlossener Zustand. Zu jedem Zeitpunkt können wir den gesamten Verlauf der Ereignisse verfolgen. Da die Zeit jedoch nicht stillsteht, beeinflusst der Moment, in dem wir einsteigen, unsere Wahrnehmung des Ereignisses. Michael Brynntrup setzt dies geschickt um, indem er eine Teufelsmaske als Hinweis benutzt, um den Betrachter in einen kreisförmigen Tunnel der Zeit zu führen. Die Wiederholung und erneute Wiederholung der Ereignisse führt das Publikum in eine magische Welt. Zeit, ein so weitreichender Begriff, wird in Michael Brynntrups Händen im Handumdrehen fassbar und dekonstruierbar. Die Zeitschleife löst die Grenzen zwischen Zufall und Notwendigkeit auf, und die Perspektive des Lebens kann wirklich vielfältig sein.
(EducationForum der SunYat-Sen Universität, 23.12.2004 - LiLibin)}

(E.C.G.) This is not the first time that Brynntrup has conceived a narrative that builds on a periodic return to points already traversed: his elegant Plotzlich und Unerwartet: Eine Deja-Revue (Sudden and Unexpected: A Deja-Revue) (1993), graced by the cult presence of Udo Kier, is a charmingly limpid exercise in looped time.
(Being Michael Brynntrup, http://www.sensesofcinema.com, July-September 2005 - Maximilian Le Cain)

biografischer Artikel | biographic review

Wiederholt hat der Regisseur und Videokünstler Michael Brynntrup auch seine eigene Homosexualität zum Thema gemacht, durchaus mit theoretischen und philosophischen Bezügen. »Homo Erectus« ist ein intimer und spielerischer Trip in vier Kurzfilmen durch die Berliner Dragqueen-Szene der Achtzigerjahre. Brynntrup greift auf sein Tagebuch zurück, und schreckt dabei vor augenzwinkerndem Pathos nicht zurück. Auch hier: Auftritt Udo Kier!
(ZEIT-ONLINE, 26.03.2020 - Anke Leweke)



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DER ELEFANT AUS ELFENBEIN (Totentänze 1-8) | THE IVORY ELEPHANT (Death Dances 1-8)