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Interview | interview

Interview per email für www.slashcam.de
Fragebogen von Heidi Enzian, Antworten vom 04.02.04


1.
Wie würden Sie die Ästhetik Ihres Films beschreiben?

MB:
Mit einem Wort: mixed media.

2.
Warum entschieden Sie sich, diesen Film auf DV zu drehen -- nur aus finanziellen Gründen, oder gab es auch ästhetische Überlegungen?

MB:
Wir haben mit diversesten Formaten gedreht, von 16mm über super8 bis zu High8, BetaSP und miniDV. Postproduktion in FCP, Premiere und Avid. Ausgespielt auf digiBeta und ausbelichtet auf 16mm...
Das alles beeinflußt die Ästhetik, und das war natürlich so auch gewollt. Der Film E.K.G.EXPOSITUS hat ja den Untertitel "die öffentlichen und die künstlerischen Medien", - Medien haben aber selbstverständlich nicht nur formale, quasi 'materialbezogene' Aspekte, sondern beeinflußen auch ganz wesentlich den Inhalt (Stichwort: Produktionsmittel). Nur mit einer leicht-verfügbaren, spontan-einsetzbaren und handlichen Technik läßt sich ein dokumentarischer Blick gewährleisten.

3.
Was war besonders daran, auf DV zu drehen (verglichen z.B. mit 16 oder 35mm)? War es für Sie das erste Mal, oder kannten Sie das Format schon?

MB:
Es gibt auch inscenierte Teile in dem Film (mit Schauspielern). Für diese Szenen haben wir die aufwendigere Technik (16mm mit Dolly, Filmlicht etc) eingesetzt, auch um diesen Bildern den 'Spielfilm'-look zu geben...

4.
Welche Kamera und Schnittsoftware haben Sie verwendet? Welches Format haben Sie genau verwendet (MiniDV, DVCAM..)?

MB:
Teile des Films sind sogar in flash am Computer entstanden; das sind ganz artifizielle, synthetisch-generierte Sequenzen geworden, die auch ein Stück technologischer Zukunft andeuten sollten. Kurz gesagt: ich glaube, es gibt eine notwendige Beziehung zwischen Konzept / visueller Vorstellung und technischer Umsetzung / Realisation. Jede Idee bzw jede Vision verlangt -meines Erachtens- zwingend nach dem entsprechenden Format / Medium. Darum nehme ich mir auch gerne die Freiheit, verschiedene Medien je nach Bedarf zu mischen.

5.
Welches Drehverhältnis hatte der Film?

MB:
Der Film ist eine sogenannte Langzeitbeobachtung, da rechnet man in Jahren! Beim E.K.G.EXPOSITUS kann sagen: 100 minuten Film in 10 Jahren.

6.
Hätten Sie im nacherein vielleicht doch lieber ein anderes Format gewählt (welches)?

MB:
Nein - Allenfalls eine Empfehlung: wenn Ausbelichtung gewünscht ist, dann sollte man möglichst direkt auf 35mm-Film gehen. Da ist die Technik inzwischen ausgereift. (Die teilweise Ausbelichtung des E.K.G.EXPOSITUS auf 16mm war rein projektbedingt und auch nur aus dem einen Grunde, um ein einheitliches Vorführformat der sehr heterogenen Teilsequenzen zu erhalten.)

7.
Da Sie schon auf DV drehen - würden Sie auch andere Distributionsmöglichkeiten als die heute etablierten in Betracht ziehen? Wenn ja, welche?

MB:
Ich nutze auch das internet als möglichen Distributionskanal und habe bereits zwei kurze Filmprojekte eigens fürs web produziert. Die Zukunft gehört den digitalen Sendekanälen. Das bedeutet aber auch, das es 'Rückkanäle' geben wird und damit eben auch Interaktionsmöglichkeiten des Zuschauers. Damit werden auch die non-linearen Erzählformen an Bedeutung gewinnen. Ich würde mir wünschen, wenn in diese unausweichliche, digitale Zukunft mehr Kreativität investiert würde. (Und als politische Forderung formuliert heißt das: mehr "Innovation" dort wagen, wo die Zukunft schon sicher ist!)

8.
Ein gutes Wort (oder zwei) über DV:

MB:
DV ermöglicht, bestimmten Sachverhalten die präziseren Bilder abzugewinnen.

9.
Ein schlechtes Wort (oder zwei) über DV:

MB:
DV verleitet dazu, die Bilder beliebiger werden zu lassen...


(Heidi Enzian, Fragebogen www.slashcam.de, Antworten vom 04.02.04;
http://www.netloungedv.de/2004/EKG.html)


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bio/monografische Einzel-Interviews | bio/monographic single interviews


biografischer Artikel | biographic article
Birgit Hein, "Self Portrait with Skull - Remarks on the films of Michael Brynntrup", BERLIN - Images in Progress, Contemporary Berlin Filmmaking, Buffalo, Mai 1989

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Birgit Hein, "Selbstportrait mit Totenkopf - Bemerkungen zu den Filmen von Michael Brynntrup", Journal Film, Nr.1/91, Freiburg, Januar 1991
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Christoph Tannert, "Ordnungen formaler Ausnahmezustände", Lebende Bilder - still lives (Katalog), New York/Berlin 1992
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Christoph Tannert, "The Classifications Of Formal States Of Emergency", Lebende Bilder - still lives (catalogue), New York/Berlin 1992

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Michael Höfner, "Ein Blick durchs Mikroskop - Gesprächsnotizen", Lebende Bilder - still lives (Katalog), New York/Berlin 1992
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Michael Höfner, "A Look Through The Microscope - Notes from a Conversation", Lebende Bilder - still lives (catalogue), New York/Berlin 1992



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